Von Felix Balandat
Das wird nun nicht geschehen, wie eine Sprecherin der Stadt Dortmund mitteilte. Der Veranstalter, die palästinensische Tanzgruppe al-Carmel, habe sich bereits im Vorfeld gegen eine Videoschaltung entschieden. Die Stadt habe erhöhte Sicherheitsauflagen gestellt, die vom Veranstalter erfüllt werden. „Selbstverständlich werden keine Terroristen auftreten oder Menschen, die in Verdacht stehen, das Existenzrecht Israels zu leugnen – dafür war aber auch schon vorher gesorgt“, heißt es aus dem Rathaus. Die Veranstaltung werde „eine Veranstaltung mit kulturellem Charakter ohne jede Propaganda – so war es auch bei der Stadt beantragt und von der Stadt genehmigt“. Teile des Organisationsteams hätten zum Entsetzen des Veranstalters die Videoschaltung organisiert.
Der angekündigte Gast Bilal Kayed gilt als neue Ikone der antizionistischen Bewegung. Aufgrund seiner Aktivität in den Abu-Ali-Mustafa-Brigaden, dem militärischen Arm der Volksfront zur Befreiung Palästinas (PFLP), während der zweiten Intifada saß Kayed 15 Jahre in israelischen Gefängnissen. 2016 wurde er aus der Haft entlassen. Die USA, die EU und Israel stufen die PFLP als Terrororganisation ein. In Deutschland gibt es kein vereinsrechtliches Verbot. Die PFLP bekannte sich zu dem Massaker 2014 in einer Jerusalemer Synagoge, bei dem zwei Palästinenser mit Äxten und Messern fünf betende Juden ermordeten und einen arabisch-drusischen Polizisten erschossen.
Der katholisch-palästinensische Priester Manuel Mussalam bestreitet das Existenzrecht des israelischen Staates, spricht sich für eine Aufkündigung der Oslo-Verträge aus und befürwortet eine Einheitsregierung mit der islamistischen Hamas. Jüngst soll er es begrüßt haben, dass die Hamas angebliche Kollaborateure Israels hinrichten will. „Erschießt die Spione und schmeißt ihre Leichname ins Meer“ soll Mussalam, so der Journalist Khaled Abu Toameh, dazu gesagt haben. Mussalam ist bereits gemeinsam mit dem Hamas-Führer Ismail Haniyeh aufgetreten.
Raja Eghbarieh ist Mitglied der arabisch-israelischen außerparlamentarischen Bewegung Abna’a el-Balad, die die Abschaffung des jüdischen Nationalstaats zum Ziel hat. Eghbarieh teilte auf Facebook unter anderem eine antisemitische Karikatur des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu, die ihn als blutsaugenden Vampir zeigt, dem es nach dem Blut palästinensischer Kinder dürstet.

Die Veranstaltung zum „Tag des Bodens“ findet schon seit einigen Jahren im Dietrich-Keuning-Haus statt. „Bislang immer ohne Zwischenfälle oder Proteste“, so die Pressesprecherin der Stadt Dortmund. Der Verein al-Carmel und die Palästinensische Gemeinde sind seit circa 2009 in der städtischen Einrichtung aktiv und beteiligen sich unter anderem an Stadtteilkulturfesten. 2016 fand der „Tag des Bodens“ im Wuppertal statt, auf dem die PFLP-Terroristin Leila Chaled auftrat. Veranstalter war der „Koordinationskreis der palästinensischen Vereine und Gemeinden NRW“. Das Layout des Plakats zur Veranstaltung mit Chaled ist identisch mit dem diesjährigen Plakat zum „Tag des Bodens“ im Dietrich-Keuning-Haus. Warum der Veranstalter al-Carmel so entsetzt über den angekündigten PFLP-Terroristen ist, bleibt fraglich. Mit Leila Chaled posierte die Tanzgruppe 2016 für ein Foto.
Erst im März wurde in Dortmund dem PLO-Führer Mahmoud Abbas unter Protesten ein Friedenspreis verliehen. Im Januar trat Martin Breidert, Aktivist der Israelboykottbewegung Boycott, Divestments and Sanctions (BDS), in der Auslandsgesellschaft Nordrhein-Westfalen auf.