Erweiterte Suche

Tel Aviv unter Corona: Ein langanhaltender, verregneter Sabbat

Die sonst so beliebten Fitness-Plätze sind gesperrt
Die sonst so beliebten Fitness-Plätze sind gesperrt (© Imago Images / Xinhua)

Die strengen Regelungen zur Bekämpfung des Coronavirus lassen die sonst so lebhafte Stadt wie ausgestorben wirken.

Freitag Mittag, Tel Aviv. Kurz bevor Sabbat beginnt. Für gewöhnlich tummeln sich Menschenmengen durch den Shuk ha’Carmel, den Markt der Stadt, um sich auf das Wochenende und das anstehende Sabbat-Dinner vorzubereiten. Bars spielen laute Musik und das erste Wochenend-Bier wird genossen. Doch bereits seit einer Woche sind kaum noch Menschen auf dem Markt unterwegs, viele Stände haben geschlossen und es herrscht eine Stimmung der Trostlosigkeit.

Den Samstagabend zuvor gab Premierminister Benjamin Netanyahu bekannt, dass Schulen, Universitäten und Kindergärten bis auf weiteres geschlossen bleiben. Von diesem Tag an wurden täglich striktere Maßnahmen getroffen, um die Bevölkerung zu Hause zu halten und vor einer Verbreitung des Coronavirus zu schützen. Bis Freitag stieg die Anzahl der positiv getesteten Fälle auf 705 an, 14 Patienten wurden geheilt und sechs Personen befinden sich in kritischem Zustand, ein 88-jähriger Holocaustüberlebender verstarb.

Eigenverantwortung

Anfang der Woche waren die Strände noch überfüllt, die meisten Restaurants hatten weiterhin geöffnet und waren gut besucht. Schließlich musste kaum noch jemand zur Arbeit gehen. Die meisten Companies und Start-Ups ließen ihre Mitarbeiter von zu Hause aus arbeiten, und wer in Schulen oder Kindergärten tätig ist, wurde freigestellt.

Die Bevölkerung wurde jedoch schon bald daran erinnert, dass es sich hierbei nicht um einen Urlaub handeln sollte. So wurden wenige Zeit später die Strände nur noch für Hundebesitzer und Familien zugänglich gemacht. Die ansonsten gut besuchten Fitnessplätze am Strand sind nun leer und abgesperrt. Bis Donnerstag war es noch möglich, kleine Spaziergänge zu unternehmen. Den Menschen wurde in Eigenverantwortung zugeschrieben, sich nicht allzu viel im Freien aufzuhalten. Bars und Restaurants wurden bereits einige Tage zuvor geschlossen, sodass auch nicht mehr viel Möglichkeit für Unternehmungen bestand.

Neue Beschlüsse

Donnerstagabend verkündete Benjamin Netanyahu dann einen sieben-tägigen Ausnahmezustand. Von nun an ist die Polizei dazu berechtigt, Geldstrafen zu vergeben, wenn sich nicht an die Bedingungen gehalten wird. Diese verbieten das Haus zu verlassen, außer um einkaufen zu gehen, Sport zu treiben, medizinische Untersuchungen zu absolvieren oder den Hund auszuführen. Ist man nicht alleine unterwegs, muss ein Abstand von mindestens zwei Metern gehalten werden.

Auch wenn bereits Strafen vergeben wurden, ist die Bevölkerung noch nicht eingeschüchtert. Es sind immer noch einige Surfer an den Stränden zu sehen und Spaziergänger auf der Promenade. Dies wird sich allerdings auch bald schon ändern. Das Militär wird darauf vorbereitet der Polizei Hilfe zu leisten die neuen Regelungen durchzusetzen.

Viele junge Israelis versuchen neue Wege zu finden, um von zu Hause aus Geld zu verdienen. Sie sehen in COVID-19 eine Möglichkeit, neue Ziele zu setzen, Zeit zu finden für Dinge für die sonst keine Zeit war. Einige haben allerdings auch die Stadt verlassen und verbringen die Zeit der Isolation in der Wüste oder der Natur.

„Immerhin besser als Krieg“

Tel Aviv befindet sich in einen Zustand eines langandauernden, verregneten Sabbats. Die Straßen sind ruhig und ausgestorben. Wo vor Kurzem noch wilde Purim-Partys stattfanden, ist jetzt kein Mensch mehr zu sehen. Doch wird sich ein Beispiel an der Kreativität Europas genommen. Auch in Israel werden nun online Tanz-, Yoga- oder Fitnesskurse angeboten und Donnerstag Abend fand eine online Techno-Party über die beliebte Facebook-Gruppe „Secret Tel Aviv“ statt. Das Leben in Tel Aviv geht also auch unter Zeiten von CONVID-19 weiter: „immerhin besser als ein weiterer Krieg“, um es mit israelischer Gelassenheit zu sagen.

Facebook

Mit dem Laden des Beitrags akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von Facebook.
Mehr erfahren

Beitrag laden

Bleiben Sie informiert!
Mit unserem wöchentlichen Newsletter erhalten Sie alle aktuellen Analysen und Kommentare unserer Experten und Autoren sowie ein Editorial des Herausgebers.

Zeigen Sie bitte Ihre Wertschätzung. Spenden Sie jetzt mit Bank oder Kreditkarte oder direkt über Ihren PayPal Account. 

Mehr zu den Themen

Das könnte Sie auch interessieren

Wir sprechen Tachles!

Abonnieren Sie unseren Newsletter und erhalten Sie einen unabhängigen Blickzu den Geschehnissen im Nahen Osten.
Bonus: Wöchentliches Editorial unseres Herausgebers!

Nur einmal wöchentlich. Versprochen!