Teheraner Professor: Nicht Khomeini, der Islam hat Rushdie zum Tode verurteilt

»›Die Satanischen Verse‹ sind jüdische Propaganda«: Demonstration für die Ermordung Salman Rushdies
»›Die Satanischen Verse‹ sind jüdische Propaganda«: Demonstration gegen Salman Rushdie in Kuala Lumpur (© Imago Images / HBLnetwork)

Das Attentat auf Salman Rushdie sei als Ausdruck der islamischen Strafe für den Abfall vom Glauben zu bewerten, und der ehemalige iranische Revolutionsführer, Ruhollah Khomeini, sei das ausführende Organ des göttlichen Gesetzes gewesen.

Der Universitätsprofessor Mohammad Sadegh Koushki von der Fakultät für Recht und Politikwissenschaft an der Universität Teheran erklärte am 15. August auf dem TV-Sender Ofogh TV, dass Khomeinis Fatwa, mit der er wegen dessen Buches Die Satanischen Verse zur Ermordung Salman Rushdies aufgerufen hatte, lediglich der Ausdruck der islamischen Strafe für den Abfall vom Glauben sei:

»[Salman Rushdie] ist tot. Er starb, als der Imam [Khomeini] dieses Urteil verkündete. Seitdem ist er ein wandelnder Toter. Dieser Mensch, der sagt, das Leben existiere nur in dieser Welt, und wenn ein Mensch stirbt, sei alles vorbei, hat 33 Jahre lang nicht schlafen können, weder nachts noch tagsüber. Imam [Khomeini] hat dafür gesorgt, dass dieser Mann 33 Jahre lang leiden musste und gequält wurde. 33 Jahre lang war sein Leben die Hölle auf Erden. Er hatte keinen einzigen Moment des Glücks.«

Nun, erklärte Koushki weiter, habe das Attentat stattgefunden und es interessiere ihn nicht weiter, wer es verübt habe, da dies nicht von Bedeutung sein. Von Bedeutung sei nur das Zeichen, das von dem Anschlag ausgehe:

»Leute wie [Rushdie], die so etwas Dummes tun wollen, werden das von nun an nicht mehr wagen. Der Imam [Khomeini] hatte damals die Weisheit, dieses Urteil zu fällen, damit sich so etwas nie wiederholen kann. [Rushdie] wird in die Hölle kommen, und dabei spielt es keine Rolle, wer das getan hat … Wenn er in die Hölle kommt, wollen wir trotzdem nicht, dass irgendjemand es wagt, ähnliche Frechheiten zu begehen.«

Dies, so führte Koushki in dem von MEMRI übersetzten Interview abschließend aus, sei die gerechte Strafe, wie sie vom islamischen Recht für Salman Rushdie und jeden, der es ihm gleichtue, vorgesehen sei. Khomeini sei dabei nur das ausführende Organ des göttlichen Gesetzes gewesen:

»Sehen Sie, wir antworten auf Ideen mit Ideen, aber wenn Beleidigungen ausgesprochen werden, reagieren wir nach dem Gesetz. Nach islamischem Recht werden Abtrünnige zum Tode verurteilt. Wie ich bereits gesagt habe, haben 57 muslimische Länder, die Mitglieder der Organisation der Islamischen Konferenz sind, dieses Urteil ratifiziert. […]

Einige Leute sagen, dass der Imam [Khomeini] [Rushdie] zum Tode verurteilt hat. Nein. Er wurde vom Islam zum Tode verurteilt, und der Imam hat dieses Urteil nur ausgesprochen.«

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