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Teheran will Drohnen in Russland produzieren

Einschlag iranischer Drohen in der ukrainischen Hauptstadt Kyiv
Einschlag iranischer Drohen in der ukrainischen Hauptstadt Kyiv (© Imago Images / ZUMA Wire)

Durch die Verlegung der Drohnenproduktion nach Russland könnte Moskau seine schwindenden Munitionsvorräte in kurzer Zeit mit relativ preiswerten Waffensystemen auffüllen.

Wie aus neuen Informationen hervorgeht, die den USA und westlichen Sicherheitsbehörden vorliegen, hat Russland in aller Stille eine Vereinbarung mit dem Iran getroffen, laut der Hunderte von bewaffneten Drohnen auf russischem Boden hergestellt werden sollen. So haben Funktionäre aus Moskau und Teheran die Vereinbarung bei einem Treffen im Iran Anfang November zum Abschluss gebracht und den beschleunigten Austausch von Schlüsselkomponenten und Entwürfen beschlossen, sodass die Produktion innerhalb weniger Monate beginnen könnte.

Sollte das neue Abkommen umgesetzt werden, würde dies eine weitere Vertiefung des russisch-iranischen Bündnisses bedeuten, das sich angesichts des stockenden Moskauer Militäreinsatzes in der Ukraine herausbildet hat und der Iran Russlands Krieg bereits entscheidend unterstützt. Durch die Verlegung der Drohnenproduktion nach Russland könnte Moskau seine schwindenden Munitionsvorräte in kurzer Zeit mit relativ preiswerten, aber hochgradig zerstörerischen Waffensystemen auffüllen, die seit Kurzem eine große Rolle im Ukraine-Krieg spielen.

Während die bereitgestellten Waffensysteme Russlands stockenden Kriegsanstrengungen einen erheblichen Auftrieb geben und dem isolierten Iran den dringend benötigten wirtschaftlichen Aufschwung bescheren könnten, sehen sich die klerikalen Herrscher des Irans wegen ihres Militärbündnisses mit Moskau zunehmend internationalem Druck ausgesetzt.

Nikolai Patruschew, Sekretär des russischen Sicherheitsrates, traf am 9. November mit dem iranischen Präsidenten Ebrahim Raisi zusammen, um laut russischen und iranischen Nachrichtenagenturen über die Wirtschaftssanktionen und andere »westliche Einmischungen« zu sprechen, die sich auf beide Länder auswirken. Patruschews Besuch war ein Zeichen für die wachsende Bedeutung des Irans als unterstützender Partner und Waffenlieferant in einer Zeit, in der Moskau durch westliche Sanktionen isoliert ist und unter starkem militärischem Druck der Ukraine steht.

Strategischer Schachzug

Teheran hat sich bislang öffentlich bemüht, sich im Ukraine-Konflikt als neutral darzustellen, doch mittlerweile setzt der Iran nicht zuletzt durch die wegen des Kriegs gestiegenen Ölpreise vermehrt darauf, mit Russlands Unterstützung Washington zu Zugeständnissen, etwa bei den Verhandlungen zu einer Rückkehr zum Atomdeal von 2015, zu zwingen. 

Darüber hinaus stellt die Bildung eines Bündnisses mit einer Supermacht, die ihre antiwestlichen Ansichten teilt, einen strategischen Schachzug der Islamischen Republik dar, der zeigen soll, dass sie nicht isoliert ist. So versucht die iranische Führung auch, neue Sanktionen abzuwenden, indem sie die Drohnenmontage auf russisches Territorium verlegt.

Nach Angaben iranischer Funktionäre hat der Iran bereits im vergangenen Monat zugesagt, Russland neben weiteren Drohnen auch Boden-Boden-Raketen zu liefern, was bei den Vereinigten Staaten und anderen westlichen Mächten, welche die Ukraine unterstützen, Kritik hervorgerufen hat. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyi warnte vergangenen Monat auch davor, dass Teheran Moskau bei seiner Invasion aktiv mit Drohnen unterstützt, um im Gegenzug Hilfe bei der Entwicklung seines Atomprogramms zu erhalten. »In den acht Monaten Krieg hat Russland fast 4.500 Raketen gegen uns eingesetzt, und ihr Bestand an Raketen schwindet zusehends. Deshalb hat sich Moskau auf die Suche nach erschwinglichen Waffen in anderen Ländern gemacht, um seinen Terror fortzusetzen. Russland hat sie im Iran gefunden«, fügte Selenskyi hinzu.

Seine Äußerungen erfolgten zu einem Zeitpunkt, als das Nachrichtendirektorat des ukrainischen Verteidigungsministeriums behauptete, die russische Infanterie werde mit Körperpanzern und Helmen aus iranischer Produktion ausgestattet wie auch zusätzliche Gruppen iranischer Ausbilder in Russland einträfen, um russische Truppen im Umgang mit einem neuen und tödlicheren Drohnentypus, den Arash-Drohnen, zu schulen, wie Iran International berichtet.

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