Täuschungsmanöver: Israelische Verteidigungskräfte legen Hamas herein

Durch Truppenaufmarsch an der Grenze zu Gaza täuschte Israel Bodenoffensive vor
Durch Truppenaufmarsch an der Grenze zu Gaza täuschte Israel Bodenoffensive vor (© Imago Images / UPI Photo)

Israel täuschte den Beginn einer Bodenoffensive vor und konnte so die in die Irre geführten Hamas-Einheiten ausschalten.

Yakoov Katz, Jerusalem Post

Gegen 21:00 Uhr am Donnerstagabend begannen die Israeli Defense Forces (IDF) mit der Aufstellung von Bodentruppen entlang der Grenze zum Gazastreifen. Einige Panzer- und Infanteriebataillone wurden zusätzlich zu den Artilleriebatterien stationiert, die bereits in den Tagen zuvor eingesetzt worden waren, um Ziele der Hamas und des Islamischen Dschihad zu bombardieren.

Im Lauf des Donnerstags verlautbarten die IDF, dass eine Bodenoffensive als mögliche Option für die Fortsetzung der Operation „Guardians of the Wall“ auf dem Tisch liege. Die IDF haben die Ziele der Hamas und des Islamischen Dschihad zwar bereits schwer aus der Luft getroffen, eine Bodenoffensive wäre aber noch effektiver, wenn auch mit größerem Risiko für die israelischen Streitkräfte. Premierminister Benjamin Netanjahu trug seinen Teil bei und erklärte, dass die Kampagne gegen die Hamas noch lange nicht vorbei sei und dass weitere israelische Aktionen kommen würden.

Um Mitternacht twitterte die englischsprachige Abteilung des IDF-Sprechers: „Luft- und Bodentruppen der IDF greifen derzeit im Gazastreifen an.“ Die ausländischen Medien stürzten sich auf den Tweet und interpretierten ihn dahingehend, dass Israel Bodentruppen in den Gazastreifen schickt, was eine große Eskalation in der laufenden Operation wäre und ein Zeichen, dass sie noch lange nicht vorbei ist.

Medien auf der ganzen Welt, darunter die Washington Post und ABC, berichteten über den Einmarsch. „Israelische Truppen sind in den Gaza-Streifen eingedrungen, da der Konflikt mit den Palästinensern eskaliert, sagt das israelische Militär“, lautete etwa der Tweet der Washington Post.

Das Entscheidende war aber, dass es gar keine Bodeninvasion gab. Die IDF hatte zwar Truppen entlang der Grenze stationiert, diese drangen aber nicht in den Gazastreifen ein. Stattdessen sammelten sich im Luftraum über Gaza 160 Flugzeuge für einen massiven Bombenangriff. Ihr Ziel war das, was die IDF die „Metro“ der Hamas nennen: ein unterirdisches Tunnelnetzwerk im Gazastreifen, in dem die Hamas ihre Waffen lagert und – verborgen vor israelischen Flugzeugen – ihre Truppen bewegen kann.

Diese „Metro“ war in den Jahren nach dem als „Operation Protective Edge“ bekannten Gaza-Krieg von 2014 gebaut worden. Es handelt sich dabei um ein Netzwerk von Dutzenden Kilometern an Tunneln, das den Gazastreifen durchzieht und Schutz vor israelischen Luftangriffen bietet.

Berichten zufolge schickten die Hamas und der Islamische Dschihad aufgrund des Truppenaufmarsches entlang der Grenze und der in den ausländischen Medien verbreiteten Nachrichten eines Bodenangriffs ihre erste Verteidigungslinie in die Tunnel, damit diese ihre Kampfpositionen einnimmt.

Darunter waren die Panzerabwehrraketen-Teams und Mörser-Trupps, die die anrückenden israelischen Bodentruppen angreifen sollten. Was sie nicht wussten, war, dass es überhaupt keine Bodenoffensive geben würde. Stattdessen waren sie, sobald sie die Tunnel für ihre geplanten Angriffe verließen, den israelischen Flugzeugen schutzlos ausgesetzt – und der der israelische „Metro“-Angriff startete.

Noch bleibt abzuwarten, wie viele Terroristen der Hamas und des Islamischen Dschihad bei der Operation getötet wurden. IDF-Sprecher Brig.-Gen. Hidai Zilberman erklärte am Freitagmorgen, dass das Militär immer noch die Erfolge der Operation auswertet.

(Aus dem Artikel „IDF deception leads to massive aerial assault on Hamas’s ‘Metro’, in der Jerusalem Post erschienen ist. Übersetzung von Alexander Gruber.)

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