Syrisches Regime setzt weiter Giftgas ein

Von Thomas von der Osten-Sacken

Syrisches Regime setzt weiter Giftgas einSeit Tagen findet in der Provinz Hama in Syrien eine Offensive der Rebellen statt. In kürzester Zeit gelang es ihnen, 90 qkm zu erobern, momentan stehen sie nur wenige Kilometer vor dem Stadtzentrum von Hama und dem für das Regime und seine russischen Verbündeten strategisch enorm wichtigen Flughafens. Auf dem Gelände dieses Flughafens befindet sich auch eine wichtigsten Produktionsstätten für die so gefürchteten barrel bombs. Die Offensive zeigt, dass  der Krieg in Syrien keinesfalls in Kürze beendet sein wird und, wie es in letzter Zeit oft hieß, die Rebellen de facto geschlagen seien.

Das Regime antwortet so, wie es immer antwortet: Mit äußerster Brutalität und Luftangriffen, die sich bevorzugt gegen zivile Einrichtungen und Infrastruktur richten. Unter anderem soll ein Krankenhaus in der von Rebellen kontrollierten Stadt Latamaneh vergangenen Samstag mit barrel bombs und Giftgas angegriffen worden sein:

„Laut Aktivisten und einem örtlichen Beobachter wurden am Samstag ein Arzt und ein Patient getötet als Flugzeuge des Regimes auf ein Spital in Latameh – in der Provinz Hama – Fassbomben abwarfen, die mit Giftgas bestückt waren. ‚Das Spital ist jetzt außer Betrieb‘, wie das Gesundheitamt der Provinz mitteilte, das von Erstickungsanfällen und Mangel an medizinischer Ausrüstung sprach. 

Der Angriff erfolgte zu einem Zeitpunkt da Regimetruppen und verbündete Milizen versuchen, einen massiven Vorstoß der Rebellen auf Hama zurückzudrängen. Laut der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte haben die Aufständischen im Zuge ihrer Offensive bis jetzt etwa ein Dutzend Städte und Dörfer erobert und sind bis auf ein paar Kilometer an die Stadt Hama mit ihrem Militärflughafen herangerückt.“

Der Angriff in Latameneh ist lediglich einer von inzwischen unzähligen, in denen das syrische Regime chemische Kampfstoffe zum Einsatz bringt. Längst vergessen scheint jenes Abkommen aus dem Sommer 2013, in dem sich Assad, nachdem in Ghouta über 1500 Menschen bei einem Sarin-Gas Einsatz zu Tode kamen, verpflichtete, seine Chemiewaffenbestände unter internationaler Aufsicht vernichten zu lassen. Weder hielt er sich an dieses Abkommen,  da sind sich Chemiewaffenexperten inzwischen sicher, noch hinderte es ihn, weiter systematisch Chlorin auch gegen Zivilisten einzusetzen und sogar neue Trägersysteme entwickeln zu lassen:

„Die Truppen des Regimes scheinen auch verbesserte Modelle ihrer illegalen Chemiewaffen entwickelt zu haben. Syrienexperten in London wiesen darauf hin, dass regimenahe Kräfte mit hoher Wahrscheinlichkeit die Fertigkeit besitzen, mit Chloringas gefüllte Sprengköpfe auf Kurzstrecken-Boden-Boden-Raketen zu montieren. Diese Raketen sollen als Ergänzung zu den Giftgaskanistern und -bomben zum Einsatz kommen, die aus Hubschraubern und anderen Fluggeräten abgeworfen werden.

Alleine im Kampf um Aleppo im Dezember 2016 verwendete das Regime mindesten acht Mal Giftgas in nur einer Woche, so viele Einsätze kann zumindest Human Rights Watch mit Sicherheit dokumentieren.

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