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Syrische Milizen rechneten mit langem Krieg gegen das Regime

Syrische Milizionäre waren erstaunt, wie sie schnell das Assad-Regime fiel
Syrische Milizionäre waren erstaunt, wie sie schnell das Assad-Regime fiel (Imago Images / ZUMA Press Wire)

Während die islamistischen Milizen mit einem zwei Jahre dauernden Kampf um die Macht in Syrien gerechnet hatten, brach das Assad-Regime binnen weniger Tage zusammen.

Obwohl allgemein angenommen wurde, dass der Kampf um die Macht in Syrien noch lange nicht beendet sein würde, ging letztendlich alles sehr schnell über die Bühne: Es dauerte keine zwei Wochen, bis Damaskus, die Hauptstadt des Landes, quasi ohne einen einzigen Schusswechsel in die Hände der islamistischen Bewegung unter Führung von Hayat Tahrir al-Sham (HTS) fiel. 

Die Milizen hatten die Offensive lange geplant und in der von ihnen bereits zuvor beherrschten Region Idlib trainiert, aber eben auch mit einem viel längeren Zeitraum gerechnet, wie ein Kommandeur The Guardian in einem aufschlussreichen Interview erzählte: So wurde geschätzt, »dass die Schlacht um Aleppo sechs Monate und die gesamte Operation, um Damaskus zu erreichen, zwei Jahre dauern würde. Stattdessen fiel das Regime wie ein Kartenhaus in sich zusammen.« 

Aleppo wurde an einem Tag eingenommen, Hama und Homs einige Tage danach. Damaskus fiel innerhalb der nächsten vierundzwanzig Stunden, »als erschöpfte Wehrpflichtige und entkräftete Offiziere der syrischen Armee angesichts des Vormarschs der Rebellen kapitulierten«.

Ein neuer Bürgerkrieg?

Zugleich erklärte Kommandeur Abu Obeida, dessen »Brigade des nördlichen Sturms« zunächst gegen die HTS kämpfte, bevor sie eine Allianz mit den sich nun als gemäßigt gebenden Islamisten einging, was er von einer neuen Regierung verlange und was geschehen könne, sollte sie den Erwartungen nicht entsprechen: »Wenn HTS seine Versprechen von Geld und Arbeitsplätzen nicht einhält, werden wir wieder gegen sie kämpfen.«

Abu Obeida war gerade einmal zwölf Jahre alt, als der Arabische Frühling in Syrien in einen Bürgerkrieg mündete, und fünfzehn, als er zum ersten Mal eine Waffe in die Hand nahm, doch »dieses Leben war nicht meine Wahl«.

Es gibt große Bedenken, dass HTS und seine Verbündeten Syrien eine illiberale Form der islamistischen Herrschaft aufzwingen könnte. Die aktuell dringlichere Frage könnte sein, ob HTS seine wegen interner Differenzen unwahrscheinlich erscheinende Allianz von Rebellengruppen zusammenhalten kann, oder ob es zu erneuten Kämpfen und damit zu einem neuen Bürgerkrieg kommen wird.

Der Artikel erschien zuerst bei JungleBlog.

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