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Syrische Juden als ein Schlüssel zum Frieden im Nahen Osten? (Ein Kommentar)

Vertreibung der syrischen Juden: Nach seiner Ausreise besucht der letzte Oberrabbiner des Landes im Jahr 1974 die Klagemauer in Jerusalem
Vertreibung der syrischen Juden: Nach seiner Ausreise besucht der letzte Oberrabbiner des Landes im Jahr 1974 die Klagemauer in Jerusalem (Quelle: JNS)

Viele der vertriebenen syrischen Juden und ihrer Nachkommen, spüren die Sehnsucht, in das Land zu reisen, um die Straßen, Häuser und Synagogen zu sehen, die noch übrig sind.

Kamal Alam

In Damaskus herrschte letzte Woche große Aufregung über den Besuch einer jüdischen Delegation, zu der auch Mitglieder der altehrwürdigen Familie Hamra gehörten, deren Mitglieder als Oberrabbiner Syriens gedient haben.

Noch bemerkenswerter war, dass sie von Syrern aus allen Gesellschaftsschichten offen bejubelt und willkommen geheißen wurde. Dies ist nicht das erste Mal, dass syrische Juden wieder willkommen geheißen werden. Während des syrischen Bürgerkriegs erlaubte der damalige Präsident Baschar al-Assad 2004 und erneut 2021 einer Gruppe von New Yorker Juden syrischer Herkunft, öffentlich zurückzukehren. Der Sturz des Baath-Staates bietet die Gelegenheit, ein regionales Friedensabkommen zu schließen.

Nach dem jüngsten Massaker an der Küste Syriens bleiben jedoch Fragen über die Richtung der neuen Führung offen. Dennoch haben syrische Juden in Washington Lobbyarbeit betrieben, um die Sanktionen gegen Damaskus aufzuheben.

Sehnsucht nach Rückkehr

Im Gegensatz zu anderen arabischen und mehrheitlich muslimischen Ländern – vielleicht mit Ausnahme von Marokko – waren die einfachen Syrer, insbesondere jene aus den Großstädten Aleppo und Damaskus, stolz auf die jüdischen Bürger und haben sich teilweise sogar nach deren Rückkehr gesehnt. Die jüdische Geschichte in Syrien reicht Tausende von Jahren zurück, endete jedoch nach einem Massenexodus in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. In Damaskus und Aleppo herrscht nun ein Wettstreit darum, wer mehr Delegationen beherbergt und alte Nachbarn und Klassenkameraden willkommen heißt.

Die Syrer sind stolz auf amerikanische Juden syrischer Abstammung, die sich wie der Komiker Jerry Seinfeld hervorgetan haben, und viele der ältesten Damaszener Familien wie die Shashati, die Sabbagh und die Shalati behaupten stolz, jüdische Wurzeln zu haben, obwohl sie vor Jahren konvertiert sind. Tatsächlich behaupten die ältesten Familien in Damaskus, ursprünglich jüdisch zu sein, nur um zu beweisen, wie alt sie seien und wie weit ihre Ursprünge zurückreichten.

Zu den Personen mit syrisch-jüdischem Erbe gehört Eyal Zamir, der neue Stabschef der israelischen Verteidigungsstreitkräfte, dessen Großeltern mütterlicherseits aus Aleppo stammen. Der syrische Autor Sami Moubayed, ein bekannter zeitgenössischer arabischer Historiker, erwähnte kürzlich in der politischen Zeitschrift Al Majalla, »ein gefeierter syrisch-jüdischer Metallarbeiter namens Maurice Nseiri« sei am Bau des Präsidentenpalastes in Damaskus beteiligt gewesen.

Die führende Nachrichtensprecherin von BBC Arabic, Dina Waqqaf, drehte vor einigen Jahren einen kurzen Dokumentarfilm über die einzigartige Geschichte der jüdischen Familien in Damaskus, das alte jüdische Viertel und die wenigen Juden, die nach dem letzten großen Exodus in den 1990er Jahren noch übrig waren. Sie sprach über ihre eigenen Kindheitserinnerungen und eine Gemeinschaft, die zu Unrecht auseinandergerissen wurde.

Der Bericht zeigt Gebäude und Synagogen, die in der Zeit eingefroren zu sein scheinen, mit Stühlen, Tischen, Uhren und Gärten, die nur darauf warteten, dass die Menschen zurückkehren. Diejenigen von uns, welche die Geschichte der Familien, die einst hier gelebten hatten, verfolgten und nachvollzogen, spüren eine deutliche Sehnsucht, zumindest zu einem Besuch zurückzukehren, um die Straßen, Häuser und Synagogen zu sehen, die noch übrig sind.

Vorbild Abu Dhabi

Natürlich ist man nicht so naiv zu glauben, dass syrische Juden über Nacht zurückkehren und den Schlüssel zum Frieden im Nahen Osten bilden werden. Aber wir leben in beispiellosen Zeiten, selbst für eine so unbeständige Region.

US-Präsident Donald Trump wird sich voraussichtlich vom Wiederaufbau im Gazastreifen abwenden und sich stattdessen der Normalisierung der Beziehungen zwischen Saudi-Arabien und Israel zuwenden. Den arabischen Staaten gehen die Ideen aus, um Trumps Gaza-Plan entgegenzuwirken. Eine der vielleicht realistischsten unkonventionellen Lösungen liegt in Abu Dhabi und seinem Abrahamic Family House, das eine Synagoge, eine Moschee und eine Kirche beherbergt.

Der sich mittlerweile im Ruhestand befindliche leitende Rabbiner des Jüdischen Rats der Vereinigten Arabischen Emirate, Elie Abadie, dessen Familie tief in Syrien verwurzelt ist, hat in seiner Gemeinde etwas Einzigartiges erreicht. Er nutzte auch den guten Willen des Glaubens und sein syrisches Erbe, um die Emiratis zur Rettung der jemenitischen Juden zu drängen. Kürzlich schrieb er einen Artikel über die Hoffnung der syrischen Juden und die Vertreibung der Juden aus den arabischen Ländern.

Ich habe mit Mitgliedern einiger der ältesten syrisch-jüdischen Familien gesprochen, von Golders Green in London über das Viertel Flatbush im New Yorker Stadtteil Brooklyn bis hin zu Lavalle in Buenos Aires. Die syrischen Juden haben in der Geschichte der Kinder Israels, die bis in die Urzeit zurückreicht, eine besondere Stellung und ihre enge Beziehung, ob in New York oder Abu Dhabi, ist einzigartig.

Die Saudis, Emiratis und Ägypter brauchen alle ein stabiles Syrien. Während Donald Trump versucht, die Saudis dazu zu bringen, die Abraham-Abkommen zu unterzeichnen, könnten Syrien und seine Juden einen besonderen geopolitischen Knoten lösen, was sich für alle auszahlen würde.

Kamal Alam arbeitet an einem Oral-History-Projekt zur Geschichte der syrischen Juden und ist Nonresident Senior Fellow beim Atlantic Council. (Der Text erschien auf Englisch zuerst beim Jewish News Syndicate. Übersetzung von Alexander Gruber.)

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