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Warum geraten die syrischen Behörden mit der Hisbollah aneinander?

Besonders das syrisch-libanesische Grenzgebiet rund um die Stadt Qusayr wird von der Hisbollah zum Drogenschmuggel benutzt
Besonders das syrisch-libanesische Grenzgebiet rund um die Stadt Qusayr wird von der Hisbollah zum Drogenschmuggel benutzt (Imago Images / Xinhua)

An der syrisch-libanesischen Grenze kam es zu einer ersten Eskalation zwischen den neuen syrischen Behörden und der libanesischen Hisbollah.

Im Grenzgebiet zwischen Syrien und dem Libanon kam es vor einigen Tagen zu Zusammenstößen zwischen mit der neuen syrischen Regierung verbundenen Kräften und bewaffneten Kämpfern libanesischer Clans, wobei sich das Feuer von syrischem auf libanesisches Gebiet ausbreitete und die libanesische Armee zum direkten Eingreifen veranlasste. Diese Konfrontationen erfolgten, nachdem syrische Sicherheitskräfte am vergangenen Donnerstag beschlossen hatten, umfangreiche Operationen zur Bekämpfung des Drogenhandels und zur Zerschlagung von Captagon-Labors im Grenzgebiet durchzuführen.

Von syrischer Seite wurde die Hauptschuld für die Zusammenstöße der Hisbollah gegeben. Der Kommandeur der Westregion in der syrischen Grenzsicherheitsbehörde Muayad al-Salama verwies darauf, die Hisbollah mit ihrer Präsenz an der syrischen Grenze sei zu einer Bedrohung geworden: »Die meisten Schmugglerbanden an unserer Grenze zum Libanon gehören der Hisbollah-Miliz an. Nun haben wir in den Grenzgebieten zum Libanon Waffen- und Drogensendungen beschlagnahmt.«

Der Libanon und Syrien teilen sich eine 330 Kilometer lange Grenze, die für Schmuggler und Flüchtlinge leicht zu überqueren ist. Während der Ära des Regimes von Baschar al-Assad war die Grenzregion, insbesondere im Gebiet der Stadt Qusayr, zu einem Niemandsland geworden, das von der Hisbollah für den Schmuggel von Waffen, Munition und Captagon-Pillen genutzt wurde. Mit Assads Sturz zog sich die Hisbollah aus Qusayr hinter die libanesische Grenze zurück, bevor die Stadt von bewaffneten syrischen Gruppen übernommen wurde. Allerdings hat die Terrormiliz immer noch Einfluss in der Region.

Captagon und Waffen

Der libanesische Militärexperte Naji Malaeb ist der Ansicht, es wäre falsch zu sagen, »dass der Einfluss der Hisbollah entlang der syrisch-libanesischen Grenze beendet ist«. Gegenüber dem amerikanischen TV-Sender Alhurra erklärte er, die Grenzgebiete seien faktisch in der Hand der Terrorgruppe »und in der Vergangenheit gab es eine Art Zusammenarbeit zwischen ihr und den Clans beim Aufbau einer Parallelwirtschaft, die auf dem Schmuggel von Captagon basiert«. Diese Zusammenarbeit bestehe auch heute noch und es werde schwierig für die neuen Machthaber werden, sie zu beenden.

Der Militärexperte Asaad al-Zoubi berichtete dem emiratischen Fernsehsender Al-Mashhad vom Erfolg der Aktion, bei der syrische Sicherheitskräfte im Grenzgebiet von Qusayr vier Captagon-Fabriken und sieben Waffenlager gefunden hatten. »Dieses Gebiet war die eigentliche Transportader für iranische Waffen, die über Syrien zur Hisbollah gelangten. Solche grenzüberschreitenden Aktivitäten müssen aufhören.«

Der pensionierte libanesische Brigadegeneral und Militärexperte Khaled Hamadeh bekräftigte dies, als er erklärte, das, was an der libanesisch-syrischen Grenze geschehe, sei »das Ergebnis eines Wegs, den die Hisbollah zusammen mit der iranischen Revolutionsgarde eingeschlagen hat, indem sie illegale Aktivitäten in Syrien durchführte«. Die wichtigsten Aktivitäten dabei seien die Teilnahme an den auf der Seite Assads geführten Kämpfen gegen die syrische Bevölkerung und am Drogenschmuggel gewesen.

Alle syrischen Anschuldigungen gegen die Hisbollah in Bezug auf illegale Unternehmungen und Schmuggel seien wahr, fuhr Hamadeh fort: »Die Kämpfe vor einigen Tagen auf syrischem Gebiet fanden statt, weil einige von libanesischen Clans bewohnte Dörfer sich nach dem Sturz von Baschar al-Assad in Schmugglerhochburg verwandelt haben.« Der Libanese warnte vor den Folgen von Gefechten zwischen der Hisbollah und Syrien und forderte die Entwaffnung der Hisbollah, damit die libanesische Armee die Grenze kontrollieren und illegale Übergänge in das syrische Staatsgebiet schließen kann.

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