Syrische Flüchtlinge: Eine langfristige Herausforderung für Jordanien

Syrische Flüchtlinge: Eine langfristige Herausforderung für Jordanien„Für Jordanien scheinen die Jahre, in denen es beinahe eine Art Frontstaat gegen das Chaos und den Konflikt im Irak und in Syrien zu sein schien, vorbei zu sein. Die Auswirkungen jener Konflikte sind allerdings immer noch spürbar. Laut einer jordanischen Schätzung betrug die Einwohnerzahl des Landes im Jahr 2016, 9,5 Millionen, darunter 2,9 Millionen ‚Gäste‘, wie die Jordan Times sie betitelte. Zu diesem Zeitpunkt waren fast 1,3 Millionen Syrer und 130.000 Iraker aus den Konfliktgebieten in die Sicherheit des Königreichs geflüchtet. (…)

Die syrische Bevölkerung in Jordanien ist jung und die Demografie zeigt, dass mehr als die Hälfte der Menschen unter 18 Jahre alt ist. Laut der UNO sind 48% sogar unter 15 Jahre alt. Viele heiraten jung und haben bis zu neun Kinder. Rechnet man nach, dann bedeutet dies, dass die Flüchtlingsbevölkerung von 1,3 Millionen Menschen – auch wenn einige davon nach Syrien zurückgekehrt sind – zum Bevölkerungswachstum beiträgt und das sogar ziemlich stark. Sie könnte jährlich 50.000-100.000 Kinder zusätzlich zur Bevölkerung des Landes hinzufügen. Das würde wiederum bedeuten, dass in den fünf Jahren seit dem Höhepunkt der Flüchtlingskrise eine Viertelmillion oder mehr Syrer in Jordanien geboren wurden. Laut einer Studie von ‚Arab Renaissance for Democracy and Development‘ wurden zwischen 2011 und 2018, 123.685 Syrer in Jordanien geboren. Diese Zahlen entstammen dem UN-Büro des Hohen Kommissars für Flüchtlinge. Sie spiegeln allerdings möglicherweise nicht die Gesamtsumme wider.

Dies bedeutet, dass Jordanien sich einer langfristigen Herausforderung, in Bezug auf die syrischen Flüchtlinge, gegenüber sieht. In Gesprächen, die ich mit mehreren Flüchtlingen und deren Helfern hatte, ist klar geworden, dass viele nicht nach Syrien zurückkehren wollen. Die größte Angst, so sagen sie, haben sie vor der syrischen Regierung, die ihre jugendlichen Söhne zwangsweise zur Armee verpflichten könnte. Auch haben sie sich ein neues Leben in Jordanien aufgebaut und fürchten nun die Unsicherheit, die zu Hause auf sie wartet. Sie erinnern sich an die Bomben und den Krieg; das Trauma verfolgt sie weiterhin.“ (Seth J. Frantzman: „Jordan’s crucible: How the kingdom comes through crises relatively unscathed“)

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