Die Bevölkerungszahl etwa ist von insgesamt 21,3 Millionen Menschen auf 18 Millionen gesunken. Am Auffälligsten ist der Rückgang bei den arabischen Sunniten: Von ehemals 12,6 Millionen auf nunmehr 8,8 Millionen – oder in Prozent ausgedrückt 48,9. Im Klartext: Syrien hat aufgehört, ein mehrheitlich sunnitisch-arabisches Land zu sein. Gesunken ist auch die Zahl der Christen. Die sogenannten ‚Levantiner‘ stellen nun statt 9,3 Prozent 9,2 Prozent der Bevölkerung. Am stärksten zugenommen haben die Zahlen der Schiiten, deren Siedlungsgebiete vom Krieg kaum oder gar nicht verheert wurden. (…) Am stärksten ist der Zuwachs aber bei der Ethnie, welcher auch Präsident Bashar Al-Assad angehört: Die Alawiten stellen statt vormals 11,8 jetzt 17,2 Prozent der Bevölkerung Syriens.
Zusammengefasst hat der Krieg Syrien ‚entsunnisiert‘: Bei den meisten Flüchtlingen handelt es sich um Sunniten. Geblieben sind vor allem Angehörige der Minderheiten, die aufgrund natürlichen Bevölkerungswachstums ihren Anteil an der Gesamtbevölkerung steigern konnten. Syrien ist heute wesentlich schiitischer, wozu auch eine Zuwanderung von Schiiten aus dem Libanon oder dem Irak beiträgt. Die syrische Regierung soll ja gezielt Schiiten an nostalgischen Punkten, etwa um die Hauptstadt Damaskus, ansiedeln, um dort die ethnischen Verhältnisse zu ändern. Die derzeitige Zusammensetzung Syriens dürfte wohl auch zur Stabilisierung der Herrschaft Assads beitragen. Dies könnte auch dazu beitragen, dass die syrische Führung nur wenig Interesse an einer Rückkehr der Flüchtlinge hat. Des Weiteren dürfte das ethnisch geänderte Syrien weiter von den sunnitischen Staaten der Region – sprich Türkei, Saudi-Arabien, Ägypten – abrücken, und sich noch stärker an den Garantiemächten des ‚neuen‘ Syriens orientieren: Iran und Russland.“ (Daniel Pichler: „48,9: Was diese Zahl über eine dramatische Änderung in Syrien aussagt“)