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Syrien versucht, sich aus Krieg zwischen dem Iran und Israel herauszuhalten

Präsident al-Sharaa scheint Syrien aus dem Krieg zwischen Israel und dem Iran heraushalten zu wollen
Präsident al-Sharaa scheint Syrien aus dem Krieg zwischen Israel und dem Iran heraushalten zu wollen (© Imago Images / APAimages)

Die neue sunnitische Regierung in Syrien scheint damit zufrieden, die Kämpfe von der Seitenlinie aus zu beobachten, während sie im Hintergrund seine eigenen Interessen verfolgt.

Yaakov Lappin

Während der direkte Krieg zwischen Israel und dem Iran, zu dem sich nun auch die Vereinigten Staaten gesellt haben, und der von Jerusalem gestartet wurde, um existenzielle Bedrohungen durch Teheran zu beseitigen, die strategische Landschaft des Nahen Ostens verändert, scheint sich das neue sunnitische Regime in Syrien unter der Führung von Ahmed al-Sharaa damit zufrieden zu geben, die Kämpfe von der Seitenlinie aus zu beobachten, während es still und leise seine eigenen Interessen verfolgt.

Vom Iran unterstützte Milizen versuchten, mehr Waffen über Syrien an die Hisbollah im Libanon zu schmuggeln, die seit dem Sturz ihres Verbündeten Baschar al-Assad im Dezember 2024 stark isoliert ist. Die neue Regierung hingegen unternimmt Berichten zufolge erhebliche Schritte, um den iranischen Waffenkorridor zur Hisbollah im Libanon zu zerstören, einem Feind, gegen den die sunnitischen Rebellen, die das neue Regime bilden, jahrelang im syrischen Bürgerkrieg gekämpft hatten.

Währenddessen hat Israel am Samstag einen hochrangigen Kommandeur der iranischen Quds-Truppe getötet, der einen Großteil der bisher über syrisches Territorium verlaufenden Waffenschmuggelaktivitäten zur Hisbollah im Libanon überwacht hatte.

Kein Problem

Der Vizerektor der Universität Tel Aviv und Lehrstuhlinhaber für Zeitgenössische Geschichte des Nahen Ostens Eyal Zisser erklärte gegenüber dem Jewish News Syndicate, die Erinnerung an die brutale Intervention des Irans im syrischen Bürgerkrieg habe eine dauerhafte Feindschaft zwischen den beiden Ländern gebildet: »Das syrische Regime betrachtet den Iran als verhassten Feind wegen seiner Beteiligung an der Ermordung von Syrern während des Bürgerkriegs. Wenn der Iran getroffen wird, haben die Syrer daher kein Problem damit und sind sogar zufrieden über die Probleme des Irans.«

Dennoch, so Zisser weiter, »gibt es auch Angst vor und Feindseligkeit gegenüber Israel aufgrund ihrer historischen Beziehungen. Daher können die Syrer nur von der Seitenlinie aus zusehen, was in der Hoffnung geschieht, dass der Konflikt sie nicht erreicht, der Iran besiegt wird und Israel seine Erfolge nicht ausnutzt, um mehr Druck auf Syrien auszuüben.«

Diese Feindseligkeit erstrecke sich auch direkt auf den wichtigsten Stellvertreter des Irans: »Die Hisbollah hat an der Seite der Iraner und Baschar al-Assad gekämpft, daher gibt es keine Liebe, sondern nur Hass gegenüber der Terrorgruppe und die Angst, dass sie versuchen wird, die Stabilität in Syrien zu untergraben«, erklärte er die Motivation hinter der Unterbindung des iranischen Waffenschmuggels in den Libanon durch die syrische Übergangsregierung.

Diese strategische Haltung hat ihre Wurzeln in der Geschichte des neuen Regimes selbst: Die regierende Organisation Hayat Tahrir al-Sham (HTS) begann unter der Führung von Ahmed al-Sharaa (ehemaliger Kampfname: Abu Mohammad al-Julani) als al-Qaida-Ableger in Syrien. In den letzten Jahren hat sie jedoch bedeutende Veränderungen durchlaufen, sich offiziell von al-Qaida losgesagt und sich als syrisch-sunnitisch-nationalistische islamistische Bewegung neu positioniert, deren Fokus auf der Regierungsführung und Stabilität innerhalb der syrischen Grenzen liegt. Sie kämpfte jahrelang gegen schiitische Milizen und Militäreinheiten, die vom Iran entsandt worden waren, um das Assad-Regime zu retten.

Die jüngsten Ereignisse vor Ort scheinen diese strategische Wende zu bestätigen, die bereits vor dem aktuellen Krieg mit dem Iran begonnen hatte. Laut einem Bericht des israelischen Nachrichtenportals Ynet vom 25. Mai arbeitet die Regierung aktiv daran, die iranischen Waffenschmuggelrouten zu unterbrechen. Der Bericht zitierte die syrische Al-Ikhbariya, nach der syrische Sicherheitskräfte in Homs einen Versuch vereitelt hätten, Waffen und Raketen über die Grenze zur Hisbollah zu schmuggeln. Während des aktuellen Kriegs wurden in sozialen Medien Bilder veröffentlicht, die Waffen zeigen sollen, die für die Hisbollah bestimmt und in Syrien abgefangen worden waren.

Weiterhin instabil

Jahrelang war dieser Schmuggelkorridor, der vom Iran über den Irak und Syrien bis in den Libanon führt, der Schwerpunkt der israelischen »Kampagne zwischen den Kriegen«, einem verdeckten Krieg. Die langfristige Strategie Israels mit geringer Intensität umfasste Tausende von Luftangriffen, die darauf abzielten, die militärische Verfestigung des Irans in Syrien zu verhindern und die Präzisionswaffenfähigkeiten der Hisbollah zu schwächen.

Ein hochrangiger israelischer Militärvertreter erklärte, die Möglichkeiten des Irans, die Hisbollah zu versorgen, seien durch die Eliminierung von Behnam Shahriyari, dem Chef der Quds-Einheit 190 der Iranischen Revolutionsgarde (IRGC), der bei einem Luftangriff auf sein Fahrzeug im Westen des Irans getötet worden war, erheblich geschwächt worden.

Shahriyaris Aufgabe sei es gewesen, »die verschiedenen Terrororganisationen rund um Israel zu bewaffnen und zu finanzieren. Er war verantwortlich für den Transfer von Geldern an diese Terrororganisationen, die Israel zerstören wollen – besonders, aber nicht nur die Hisbollah. Und wir sprechen hier von Hunderten von Millionen Dollar pro Jahr, zusätzlich zu Waffen und Rüstungsgütern. Wir haben viel gegen diese Einheit [190] operiert, insbesondere im Bereich des Waffentransfers zwischen Syrien und dem Libanon. Viele unserer Operationen im Laufe der Jahre in der ›Kampagne zwischen den Kriegen‹ [waren diesem Ziel gewidmet], und wir konnten den Kopf dieser Einheit ausschalten.«

Während die neue Führung in Damaskus die Bemühungen des Irans behindern mag, insbesondere im Westen an der Grenze zum Libanon, bleibt die Lage im Nordosten instabil und komplex. Laut einem Bericht der in Washington ansässigen Foundation for Defense of Democracy (FDD) vom 18. Juni haben vom Iran unterstützte schiitische Milizen, insbesondere die Islamische Widerstandsbewegung im Irak (IRI), die als Zusammenschluss verschiedener Milizen beschrieben wird, zwischen dem 14. und 15. Juni Raketenangriffe auf drei separate US-Stützpunkte im Nordosten Syriens verübt. Zur IRI gehören von den Vereinigten Staaten als terroristisch eingestufte Organisationen wie Kata’ib Hezbollah und Harakat Hezbollah al-Nujaba.

Der FDD-Bericht hält fest, dass zwar keine amerikanischen Opfer gemeldet wurden, die Angriffe jedoch zeigen, dass iranische Stellvertreter weiterhin aggressiv auf syrischem Territorium operieren: »Die irakischen und syrischen Milizen haben unter der Ägide der Islamischen Widerstandsbewegung im Irak seit dem Angriff der Hamas und ihrer Verbündeten auf Israel am 7. Oktober 2023 mehr als 180 Angriffe auf US-Streitkräfte im Irak, in Syrien und Jordanien verübt. Die IRI hat bei Angriffen auf US-Streitkräfte in der Region Drohnen, Raketen, Flugkörper und Mörser eingesetzt.«

Yaakov Lappin ist Korrespondent und Analyst für militärische Angelegenheiten in Israel, hausinterner Analyst am MirYam-Institut, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Alma-Forschungs- und Bildungszentrum und am Begin-Sadat-Zentrum für strategische Studien an der Bar-Ilan-Universität sowie Autor von Virtual Caliphate – Exposing the Islamist State on the Internet. (Der Text erschien auf Englisch zuerst beim Jewish News Syndicate. Übersetzung von Alexander Gruber.)

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