Aktuell scheint es so, als wären die russischen Versuche, die US-Truppen aus Syrien zu vertreiben, erfolglos.
Jonathan Spyer, Jerusalem Post
Die Vereinigten Staaten haben in dieser Woche ihre militärische Präsenz im Nordosten Syriens verstärkt. Sechs Bradley-Schützenpanzer wurden in dem Gebiet stationiert, und zu den rund 500 Truppen, die bereits in Syrien östlich des Euphrats stationiert sind, kamen etwa 100 Soldaten hinzu. Auch westlich des Euphrats in der Gegend um den Stützpunkt in al-Tanf an der syrisch-jordanischen Grenze halten die USA weiterhin eine separate Präsenz aufrecht.
Die Verstärkung der US-Militärpräsenz scheint eine Reaktion auf die zunehmenden russischen Versuche zu sein, die US-Streitkräfte zu schikanieren und die Präsenz Moskaus in Syrien östlich des Euphrats auszuweiten. Am 26. August wurden vier US-Soldaten verwundet, als das Fahrzeug, in dem sie unterwegs waren, mit einem russischen Militärfahrzeug kollidierte.
Der Vorfall ereignete sich außerhalb der Stadt Derik/Malkiyeh, an der nordöstlichen Spitze Syriens in der Nähe des Flusses Tigris und der Grenze zum Irak. Dieses Gebiet liegt weit östlich des Euphrats und damit innerhalb des Gebiets, das als von den USA kontrollierte Sicherheitszone ausgewiesen ist. Das heißt, dass allein schon die russische Präsenz dort eine Provokation darstellt. Der Zusammenstoß mit dem US-Fahrzeug fand zu einem Zeitpunkt statt, als russische Militärhubschrauber über dem Gebiet stationiert waren, und scheint von den russischen Streitkräften absichtlich ausgelöst worden zu sein.
Der Vorfall spiegelt ein Muster wider: Moskau ist der Ansicht, dass es der amerikanischen Präsenz in Ostsyrien an einem klaren strategischen Kontext mangelt und die USA zum Rückzug gezwungen werden können, wenn genügend Druck auf sie ausgeübt wird. Moskau möchte, dass Syrien unter der Herrschaft von Präsident Baschar Assad als schwacher und abhängiger Klient Russlands wiedervereinigt wird.
Das kurdisch kontrollierte und von den USA garantierte Gebiet östlich des Euphrats, das etwa 25% der syrischen Fläche umfasst, stellt ein Hindernis für die Erreichung dieses Ziels dar. (Die türkische Enklave weiter westlich ist ein zusätzliches solches Hindernis. Ein drittes Hindernis für die Verwirklichung der Vision Moskaus stellt wohl das de facto vom Iran kontrollierte Gebiet im Süden des Landes dar. (…)
Russland ist zu dem Schluss gekommen, dass während eine direkte Konfrontation mit den USA den Wunsch der Trump-Administration hervorrufen könnte zurückzuschlagen, dass eine chaotische und dauerhafte Kampagne täglicher Schikanen aber vielleicht die niedrige Toleranzschwelle Trumps ausnutzen kann. Gemäß dieser Sicht könnte der US-Präsident – angesichts des Fehlens einer langfristigen Strategie – den Rückzug der USA anordnen, wenn die Truppenpräsenz in Ostsyrien anfängt, mehr Ärger zu machen, als sie wert ist. (…)
Die Umrisse der russischen Überlegungen sind also klar. Bleibt die Frage: Schätzt Moskau die Lage richtig ein? Werden die anhaltenden Schikanen dazu führen, dass Washington Ostsyrien rasch aufgibt?
Allerdings deutet die Verstärkung der US-Truppen in der letzten Woche darauf hin, dass kein sofortiger Rückzug in Sicht ist. Vielmehr scheint die Aufstockung der Truppen vor Ort darauf hinzudeuten, dass die USA eine weitere Verstärkung der russischen Aktionen befürchten, weil Moskau hofft, noch vor den US-Wahlen im November einen Rückzug herbeizuführen. Die Verstärkung der Truppe deutet jedoch auf das Bestreben der USA hin, Russland von seinen Bemühungen abzubringen.
(Aus dem Artikel „US is beefing up forces in eastern Syria to counter Russian harassment“, der bei Korea Herald erschienen ist. Übersetzung von Alexander Gruber.)