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Neuer Naher Osten: Syrien strebt strategische Partnerschaft mit Israel an

Syriens Präsident Ahmed al-Sharaa mit seiner Frau
Syriens Präsident Ahmed al-Sharaa mit seiner Frau (© Imago Images / APAimages)

Die massive Schwächung des Irans nach dem Angriff Israels hat Hindernisse für eine Normalisierung der Beziehungen zwischen Israel und Syrien sowie für weitere Partnerschaften beseitigt.

Der Nahost-Experte und Dozent am Western Galilee Academic College Moshe Elad beschreibt in einem Gespräch mit der Jerusalem Post ein Szenario, das bis vor Kurzem noch weit hergeholt schien, nun aber zunehmend realistisch erscheint: »Eine Szene, in der sich der neue Präsident Syriens Ahmed al-Sharaa und Israels Premierminister Benjamin Netanjahu auf dem Rasen des Weißen Hauses die Hände reichen, ist keine Halluzination mehr, sondern könnte sehr bald Realität werden.«

Laut Elad spiegelt diese reale Möglichkeit eines Friedensschlusses zwischen Israel und Syrien eine bedeutende Verschiebung der Machtverhältnisse in der Region wider. »Jeder, der al-Sharaas Vorgehen während des zwölftägigen Kriegs verfolgt hat und erwartet hatte, er würde die Operationen der israelischen Luftwaffe über dem Iran stören, wurde enttäusch.t« Zwar erklärte der Übergangspräsident gegenüber seinen Kritikern, gar keine Mittel dafür zu haben, doch hätte er auch über die russischen S-400-Raketen seine Vorgängers Assads verfügt, »wäre es unwahrscheinlich gewesen, dass er sie eingesetzt hätte. Wie Israel will al-Sharaa den Iran schwächen, genau wie Saudi-Arabien, der Libanon, Kuwait, Bahrain und andere.«

Elad ist überzeugt, dass al-Sharaa eine strategische Partnerschaft mit Jerusalem anstrebt. »Er sucht eine Allianz mit Israel. Das ist keine Illusion. Es ist eine Realität, die viele nicht erkennen, die sich aber vor unseren Augen abspielt«, so der Experte, der diesen Wandel mit den umfassenderen regionalen Bemühungen der USA in Verbindung bringt: »Als US-Präsident Donald Trump andeutete, in der Region stünden ›große Dinge‹ bevor, und sein Gesandter [Steve] Witkoff von einer ›neuen Ausrichtung‹ im Nahen Osten sprach, schloss dies auch die Einbindung Syriens und des Libanons in die Abraham-Abkommen ein.«

Die Einbeziehung Saudi-Arabiens und des Omans in die Friedensabkommen mit Israel seien keine Neuigkeit mehr, »aber wenn unsere beiden nördlichen Nachbarn, die jahrzehntelang den Terror gegen uns unterstützt haben, sich anschließen; selbst, wenn es nur durch einen strategischen Pakt ist, dann wird ein Traum Wirklichkeit. Es wird vielleicht nicht morgen sein, dass wir Hummus in Damaskus oder Kunafa in Beirut genießen können, aber die Richtung ist klar. Es findet eine tektonische Verschiebung statt, die wir bereits vor dem Krieg mit dem Iran zu beobachten begonnen haben.«

Tektonische Verschiebung

Die jüngste militärische Niederlage Teherans markierte laut Elad nun endgültig den historischen Wandel. »Jetzt, da die arabische Welt gesehen hat, dass der Iran trotz seines starken Images nur ein Papiertiger ist, wurde ein bedeutendes Hindernis für die arabisch-israelische Annäherung beseitigt.«

Der israelische Experte skizziert, wie die Feindseligkeit der Region gegenüber Israel allmählich abgebaut wurde: »1949 war Israel von acht Ländern umgeben, die es vernichten wollten. Unser größter Erfolg war damals der Abschluss von Waffenstillstandsabkommen mit Ägypten, Syrien, Jordanien und dem Libanon unter Vermittlung der UNO. Für die arabische Welt waren diese Unterzeichnungen eine Demütigung – ein zentraler Bestandteil der Nakba-Erzählung

Trotz der Wut und der gescheiterten Versuche, die damals 650.000 Juden Israels zu vernichten, begann sich laut Elad das Blatt zu wenden. »In den 1960er Jahren habe Ägyptens Präsident Gamal Abdel Nasser noch versucht, »die arabische Welt mit seiner ›Rückkehr nach Palästina‹-Kampagne zu vereinen. Doch im Juni 1967 schockierte der Sechstagekrieg die Welt, als Israel drei großen arabischen Armeen [Ägypten, Jordanien, Syrien; Anm. Mena-Watch] einen vernichtenden Schlag versetzte.«

Zwölf Jahre und einen Waffengang  (Yom-Kippur-Krieg) später unterzeichnete Ägyptens Anwar as-Sadat ein umfassendes Friedensabkommen. König Hussein von Jordanien folgte im Jahr 1999. Der Irak unter Saddam Hussein brach 2003 zusammen, kurz darauf fiel Libyens Gaddafi-Regime. Das syrische Assad-Regime, das lange Zeit von einer antiisraelischen Ideologie geprägt war, brach im November 2024 zusammen, kurz nachdem die Hisbollah im Libanon erheblich stark geschwächt worden war, was den Weg für eine gemäßigtere Regierung in Beirut frei machte.

Die Frage der Palästinenser

Elad betont, eine der wichtigsten Veränderungen in der regionalen Diplomatie sei, dass bis vor Kurzem kein arabisches Land ohne eine Lösung für die Palästinenser Beziehungen zu Israel aufgenommen hätte. Er selbst habe sich immer die rhetorische Frage gestellt, »warum Länder wie Indonesien und Malaysia, die so weit vom Konflikt entfernt sind, sich geweigert haben, Beziehungen aufzunehmen.«

Die Antwort, so Elad, lag immer in der Frage der Palästinenser. »Sie sagten: Erkennt einen palästinensischen Staat an und die arabische Welt wird euch willkommen heißen.« Nun aber könne man sehen, wie die Palästinenser umgangen werden, was wiederum einen Rückkopplungseffekt auf diese haben könnte. So könnten sich die Palästinenser ihrerseits gezwungen sehen, »sich ohne Vorbedingungen den Abraham-Abkommen anzuschließen, weil sie sehen, dass Syrien, der Libanon, Saudi-Arabien, Oman, Indonesien, Malaysia und sogar Pakistan voranschreiten.«

Der Experte kommt zu dem Schluss, dass Israel den Wandel im Nahen Osten anführt. »Die 2021 unterzeichneten Abraham-Abkommen sind für die arabischen Staaten zu einem Vorzeigeprojekt für israelische Innovationen in den Bereichen Medizin, Landwirtschaft, Wissenschaft und Technologie geworden. Es ist wie in der berühmten Metapher: Der Zug ist abgefahren. Wer nicht einsteigt, wird es bereuen. Und Israel wartet darauf, dass die nächsten Länder zusteigen.«

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