Die Funkmitschnitte vom Abend des 19. Januar, die dem SPIEGEL vorliegen, dokumentieren eine neue Stufe der Eskalation im Syrienkrieg. Denn am vergangenen Samstag gingen syrische Verbände der beiden großen Assad-Verbündeten – Russland und Iran – mit Panzern, Granatwerfern und schweren Maschinengewehren aufeinander los. Nachdem die Aufständischen weitgehend besiegt sind, verschärft sich nun der Kampf um die Beute: Wer kontrolliert Syrien? (…)
Teheran will das Gebiet kontrollieren und ließ Soldaten der vierten Division, die offiziell vom Präsidentenbruder Maher al-Assad befehligt, aber de facto von Iran kontrolliert wird, in den vergangenen Wochen mehrere Dörfer im Ghab-Tal besetzen.
Moskau will das Terrain ebenfalls kontrollieren und schickte massive Verstärkung für das von Russland ausgerüstete und trainierte fünfte Armeekorps, kommandiert vom syrischen Brigadegeneral Suhail al-Hassan in die Stadt Schatha am Westrand der Ebene.
Was Diktator Baschar al-Assad in Damaskus will, ist unklar, aber spielte hier auch keine große Rolle.
Am Morgen des 19. Januar eröffneten beide Seiten das Feuer aufeinander. Das russisch-syrische Korps zeigte sich der iranisch-syrischen Division rasch überlegen, nahm Dorf um Dorf ein, zerstörte einen gepanzerten Truppentransporter der vierten Division im Weiler Qaber Fidda und hatte bis zum Abend die Kleinstadt Hwaiz am Ostrand der Ebene erreicht. (…)
Wie viele Männer auf beiden Seiten umgekommen sind, ist unklar. Die Schätzungen reichen von mehreren Dutzend bis zu 200. Keine der beteiligten Seiten hat ein Interesse daran, Gefechte unter Verbündeten öffentlich zu machen. Erst Zeugen aus den Dörfern, Angehörige von Kämpfern und die Aufklärer der Rebellen aus Idlib, die weiterhin den Funkverkehr der Gegenseite abhören, haben in den vergangenen Tagen die Puzzlestücke zum Gesamtbild geliefert.“ (Christoph Reuter: „Assads Verbündete gehen aufeinander los“)