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In Syrien wird es für die Hisbollah immer enger

Stellung der Hisbollah in Syrien. (© imago images/Xinhua)
Stellung der Hisbollah in Syrien. (© imago images/Xinhua)

Russland scheint Israel grünes Licht für Angriffe auf die Hisbollah gegeben zu haben. Ihre Lage in Syrien wird dadurch zunehmend schwieriger.

Daniela Koleilat Khatib, Arab News

Der israelische Ministerpräsident Naftali Bennett und der russische Präsident Wladimir Putin hatten ein „hervorragendes“, „produktives“ und „substanzielles“ Treffen, wie die beiden Politiker ihr Zusammenkommen am 22. Oktober in Sotschi beschrieben. Offenbar hat Russland Israel grünes Licht für die Bombardierung der Hisbollah in Syrien gegeben. Die Hisbollah befindet sich in ihrer Heimat in einer prekären Lage, da sich immer mehr Gruppierungen gegen sie aussprechen und die Untersuchung der Explosion im Beiruter Hafen voranschreitet.

Wie wird die Hisbollah mit einem Angriff in Syrien umgehen und wie wird der syrische Präsident Bashar Assad darauf reagieren? Assad ist bisher keine Kompromisse eingegangen und hat sich sowohl dem russischen als auch dem iranischen Lager angetragen. Er könnte jedoch gezwungen sein, sich zwischen beiden zu entscheiden und bei einigen seiner Positionen Kompromisse einzugehen. (…)

Sechs Jahre nach ihrem Eintritt in den Krieg sind die Russen immer noch nicht in der Lage, eine Lösung durchzusetzen. Natürlich wurde ihre Aufgabe durch den türkischen Einmarsch im Jahr 2016 und die darauffolgenden Ereignisse noch komplizierter. Die Russen fanden sich in dem „Morast“ wieder, vor dem der damalige US-Regierungschef Barack Obama gewarnt hatte.

Es war schwierig für sie, wie geplant eine Lösung für Syrien zu schmieden, da sie Assad nicht zu Kompromissen zwingen konnten. Assad hat die Russen geschickt gegen die Iraner ausgespielt. Russland hat Druck auf Assad ausgeübt, damit er Kompromisse eingeht, und ihn unter anderem dazu gedrängt, Wehrdienstverweigerern Amnestie zu gewähren, um die Rückkehr von Flüchtlingen zu erleichtern. Und es hat sich im Verfassungsausschuss in Genf dafür eingesetzt, dass eine Lösung gefunden wird, die die verschiedenen Fraktionen an einen Tisch bringt.

Die Iraner haben jedoch kein Interesse am Genfer Prozess und wollen nicht, dass Assad irgendwelche Kompromisse eingeht. Obwohl beide Länder Assad unterstützen, haben sie unterschiedliche Ziele. Russland will Stabilität in Syrien, um die Kosten nicht weiter ausufern zu lassen und seine Investitionen wieder hereinzuholen. Für den Iran ist Stabilität nicht so wichtig wie der Machterhalt von Assad und die Aufrechterhaltung der Verbindungen zur Hisbollah. (…)

Obwohl die Russen glauben, dass Assad auf ihrer Seite steht, wissen sie, dass er nicht in der Lage oder willens ist, mit der Opposition Kompromisse einzugehen. Dies veranlasste den russischen Vertreter bei den Genfer Gesprächen kürzlich dazu, Damaskus für die Blockade der letzten Verhandlungsrunde zu kritisieren. (…)

Die Frage ist, ob Assad es sich leisten kann, sein Schicksal in die Hände der Russen zu legen, die bereit sein könnten, über seinen Kopf hinweg zu verhandeln, und die wissen, dass es keine echte Lösung geben wird, solange er noch da ist. Wird er akzeptieren, eine Galionsfigur zu werden? Wird er bereit sein, die Macht abzugeben und eine Einigung zu akzeptieren? Und wenn er nachgibt und sich für das russische Lager entscheidet und dem Iran und seinem Stellvertreter den Rücken kehrt, wie wird dann die Position der Hisbollah sein? Wie wird Hassan Nasrallah – der seinen Anhängern wiederholt erklärt hat, der Kampf in Syrien sei existenziell – den Verrat Assads erklären? Wie kann Nasrallah den Tod von Hunderten von Kämpfern auf syrischem Boden rechtfertigen?

Der Iran kann es sich nicht leisten, dass Assad abtrünnig wird. Er kann es sich nicht leisten, dass die Nachschublinie zur Hisbollah gekappt wird, und die bewaffnete Gruppe darf vor ihren Parteigängern ihr Gesicht nicht verlieren, insbesondere jetzt, da sich viele Gruppierungen im Libanon gegen die Gruppe wenden. Ein Rückzug Assads würde die Vergeblichkeit der Opfer offenbaren, zu denen die Hisbollah ihre Anhänger gedrängt hat. Assad hat zwar bessere Beziehungen zu den Iranern, die weniger Druck auf ihn ausüben dürften. Aber er ist ein Überlebenskünstler, und es ist zweifelhaft, ob er sich für eine Verlierermannschaft entscheiden wird. Es bleibt abzuwarten, wohin die israelischen Schläge in Syrien den Iran und seinen Stellvertreter, die Hisbollah, treiben werden.

(Aus der Analyse „Russia-Israel green light on Syria puts Hezbollah in a corner“, die von Arab News veröffentlicht wurde. Die Autorin ist Expertin für arabisch-amerikanische Beziehungen und Mitgründer der libanesischen NGO Research Center for Cooperation and Peace Building, Übersetzung von Florian Markl.)

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