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Syrien: Das westliche Nichteingreifen war ein Desaster

Syrien: Das westliche Nichteingreifen war ein Desaster„Damaskus wurde 1979 als staatlicher Förderer des Terrorismus eingestuft und hat sich dieser Bezeichnung seitdem Jahr für Jahr als würdig erwiesen. Das Abgleiten in den syrischen Bürgerkrieg bot mehrere Gelegenheiten, den Despoten in Damaskus loszuwerden und eine Krise zu vermeiden, doch wurden sie allesamt ignoriert. Im National Review habe ich darauf hingewiesen, dass Syrien eine Fallstudie für die Gefahren der Ideologie des Nichtinterventionismus darstellt. Die Tatsache, dass der Westen sich in Syrien übermäßig auf verdeckte Aktionen, Outsourcing und Diplomatie verließ, dürfte dazu beigetragen haben, eine Situation zu schaffen, die man sich schlimmer kaum hätte vorstellen können. (…)

Das Festhalten am ideologischen Nichtinterventionismus, nachdem sich dessen Unhaltbarkeit längst herausgestellt hatte, hat das Florieren der Terrorgruppen ermöglicht. Manche Verfechter des Isolationismus im Westen verwechselten diese Terrorgruppen absichtlich mit von Überläufern des Regimes betriebenen säkularen Gruppen. In den folgenden Jahren wurden die gemäßigten Aufständischen besiegt, während Assad die islamistischen Terrornetzwerke, die einen politisch wertvollen Gegenpol zum ‚zivilisierten‘ Regime in Damaskus darstellten, förderte.

Die Inkubation der Terrorgruppen machte schließlich genau die Art militärischer Intervention durch die Amerikaner erforderlich, die Obama so verzweifelt zu vermeiden gesucht hatte – jetzt aber zu einem Zeitpunkt und an einem Ort, den Amerika sich nicht aussuchen konnte, und in zu geringem Umfang, um eine dauerhafte Lösung herbeiführen zu können. Unterdessen verließen unzählige Menschen Syrien in alle Himmelsrichtungen, insbesondere nach Europa, wo der Zustrom nichtassimilierter Migranten den politischen Konsensus der Nachkriegszeit erodiert und den Aufstieg illiberaler und populistischer Kräfte ermöglicht hat. (…)

Dann verlagerten sich das syrische Regime und seine iranischen und russischen Verbündeten auf eine Politik der verbrannten Erde. Sie bombardierten Wohngegenden, Krankenhäuser und Entbindungsstationen. Sie kesselten befreite Städte wie Homs und Aleppo ein und hungerten deren Bevölkerung aus, bis diese sich ergeben musste. Sie griffen sogar Hilfskonvois der UNO, die die von Damaskus herbeigeführte Hungersnot hätten lindern können, an und zerstörten sie. Moskaus Propagandisten verspotteten unterdessen die Berichte über die Gräueltaten. Die Kinder, die blutverschmiert und von Asche bedeckt aus den Ruinen ihrer Wohnungen kletterten, wurden von Vertretern der russischen Regierung und ihren westlichen Sprachrohren als Laienschauspieler dargestellt. (…)

Selbstverständlich hätte eine vom Westen angeführte Intervention im Syrienkonflikt auch Rückschläge gebracht. Die politischen Turbulenzen und Zerwürfnisse, die mit einer weiteren schwierigen Besatzung im Nahen Osten einhergegangen wären, hätten die politischen Entscheidungsträger vielleicht vor unüberwindliche Hürden gestellt. Aber der Kurs, den der Westen stattdessen verfolgt hat, war ein Desaster. (…)

Amerikanische Interventionsbefürworter werden von ihren Gegnern immer wieder aufgefordert, das Blutvergießen und die geopolitische Instabilität zu bedenken, die ihr Vorgehen verursachen würde. Wenn nur die Interventionsgegner das selbst auch täten.“ (Noah Rothman: „The Last Days of Syria and the Non-Interventionist Catastrophe“)

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