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Syrien: Angriffe von Aufständischen auf Regierungstruppen

Truppen der neuen Interimsregierung in Syrien wurden in die Provinz Latakia verlegent. (© imago images/Middle East Images)
Truppen der neuen Interimsregierung in Syrien wurden in die Provinz Latakia verlegent. (© imago images/Middle East Images)

In Syrien sind mehr als hundert Menschen bei Angriffen von Angehörigen des gestürzten Assad-Regimes auf Truppen der Übergangsregierung getötet worden.

Am Donnerstag ist es in der von vielen Alawiten bewohnten Küstenprovinz Latakia an mehreren Orten zu Angriffen von Assad-Anhängern auf Truppen der Übergangsregierung gekommen. Laut Regierungsvertretern habe es sich um tödliche und gut geplante Anschläge gehandelt. In mehreren Städten, darunter Tartus und Latakia, wurden Ausgangssperren verhängt.

Augenzeugen zufolge haben die Kämpfe an manchen Orten bis zu zwölf Stunden lang angehalten, und auch am Freitag hat sich Lage noch nicht wieder beruhigt. Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte spricht von mehr als 120 Toten. Es soll sich um »die gewalttätigsten Angriffe gegen die neuen Autoritäten seit dem Sturz von Assad« handeln.

Im Zuge der Auseinandersetzungen ist es Regierungstruppen gelungen, einen ehemals langjährigen Leiter des Geheimdienstes der Luftwaffe festzunehmen, der unter Präsident Assad für Hunderte von Tötungen verantwortlich gewesen sein soll, darunter auch jene von Kamal Bek Jumblatt, dem Vater des heutigen libanesischen Drusenführers Walid Jumblatt.

Gezielte Eskalation

Immer wieder versuchen Regierungstruppen, Vertreter des Assad-Regimes zu verhaften, von denen viele der alawitischen Minderheit angehören. Assad-Anhänger, aber auch der Iran und Russland versuchen, diese Festnahmen als Angriffe auf die alawitische Minderheit darzustellen, um damit ethnische Auseinandersetzungen zu provozieren, mit denen die neue Regierung geschwächt werden soll.

Lokalen Sicherheitsverantwortlichen zufolge werden die zunehmenden Anschläge auf Regierungstruppen von Suhail al-Hassan geleitet, der unter Assad Spezialeinheiten befehligte und als »Assads liebster Soldat« beschrieben wurde.

Das Institute for the Study of War (ISW) spricht von einem von kleinen Zellen getragenen Aufstand gegen die Interimsregierung in Damaskus. Eine zentrale Rolle dürften dabei Angehörige des Assad-Regimes spielen, die aus früheren Zeiten noch über Netzwerke verfügen, die sie zum Organisieren aufständischer Aktivitäten nutzen könnten. Dabei handelt es sich laut ISW »um militärische, nachrichtendienstliche und politische Netzwerke sowie um kriminelle Syndikate, die das Regime unterstützten und nach dem Sturz Assads erheblich an wirtschaftlichem und politischem Einfluss verloren haben«.

Die Angriffe zielen darauf ab, seitens der Regierungstruppen massive Reaktionen hervorzurufen, die wiederum als Angriffe der Regierung auf die alawitische Minderheit darstellt werden, wodurch die Aufständischen die Gelegenheit haben, sich selbst als »primäre Sicherheitsgaranten« der alawitischen Gemeinschaft zu präsentieren.

Das ISW warnt vor der Gefahr harter Aufstandsbekämpfungsmaßnahmen durch die Interimsregierung: Können die Sicherheitskräfte nicht klar zwischen Aufständischen und Zivilisten unterscheiden und Letztere das Gefühl bekommen, wahllos ins Visier genommen zu werden, fördern sie eher die Unterstützung der Bevölkerung für die aufständischen Gruppen, als diese zu schwächen.

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