Zehn falsche Behauptungen samt korrigierenden Antworten zum Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern.
Theodor Much
Dieser Text wurde erstmals 2011, mit Unterstützung der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG) und Raimund Fastenbauer, fertiggestellt. Gedacht war er als Antwort auf die vielen aggressiven – und oftmals hasserfüllten – Angriffe auf den Staat Israel, die seit der Staatsgründung am 4. Mai 1948 immer wieder zu hören und zu lesen sind.
Es sind regelmäßig wiederkehrende Anschuldigungen und Vorwürfe, die oftmals mit Antizionismus und Antisemitismus einhergehen und auch viel mit Unwissenheit über die Geschichte des „Nahostkonflikts“ zu tun haben. Die in dem auch als Broschüre erschienenen Text angesprochenen Fragen und Antworten zum Nahostkonflikt sollen vor allem denjenigen argumentativ helfen, die bereit sind, sich diesem Israelhass entgegenzustellen.
Besonders die jüngsten militärischen Aktionen Israels gegen die Hamas-Infrastruktur in Gaza, führten weltweit zu virulenten und oftmals offen antisemitischen Demonstrationen gegen Israel. Viele der protestierenden Israelgegner sprechen dem Staat Israel jede Existenzberechtigung ab.
Die radikalislamische Hamas wurde 1987 gegründet und verübte seither unzählige Selbstmordanschläge, gegen Zivilisten und jüdische Einrichtungen, auch außerhalb von Israel. Nach ihrer blutigen Machtergreifung in Gaza im 2007 (Israel hat sich bereits 2005 aus Gaza zurückgezogen), begann der Raketenterror der Hamas, zunächst gegen israelische Zivilisten im Süden des Landes, später auch gegen Städte in Zentralisrael. Es folgten auch regelmäßige und bis heute andauernde Anschläge mit Feuerballons, die sowohl Wälder als auch Felder vernichten.
Vielen der Israelfeinde – auch linken Gruppierungen – will bis heute nicht bewusstwerden, dass die Hamas eine terroristische, menschenverachtende, offen antisemitische, frauenfeindliche, fanatische, islamistische Organisation ist, die auch einen Märtyrerkult betreibt und in ihrer Charta (Artikel 7) zum Mord an Juden aufruft. Dass es mit derartigen Bewegungen, die jeden Frieden mit Israel und sogar die Zweistaatenlösung ablehnen, unmöglich ist einen dauerhaften Frieden zu schließen, ist traurige Realität.
Ich hoffe mit meinem aktualisierten Text – der in mehreren Teilen, die jeweils aus einer Frage samt Antwort bestehen, sukzessive hier erschienen wird – selbst bei israelkritischen Personen, ein wenig Verständnis für die schwierige Situation Israels erwecken zu können.
Behauptung 1: „Wer Israel kritisiert, wird automatisch beschuldigt Antisemit zu sein.“
Kein vernünftiger Mensch argumentiert, dass Kritik an Israel automatisch mit antisemitischer Gesinnung gleichgesetzt werden muss. In Demokratien ist Kritik zulässig und wichtig. Jedes Land der Welt, so auch Israel, darf kritisiert werden. Ist aber eine Kritik unfair, einseitig, destruktiv und hasserfüllt, dann darf diese Art der Kritik zurückgewiesen werden.
Es existiert jedoch eine besondere Variante der Israelkritik, die hier kurz besprochen werden soll. Sie ist gekennzeichnet durch folgende Kriterien:
- Delegitimierung: „Israel hat keine Existenzberechtigung“, das jüdische Volk – als einziges Volk der Erde – hat kein Recht auf Selbstbestimmung.
- Dämonisierung: „Israel als Hort des Bösen“
- Doppelstandard der Kritik: Kein anderes Land der Welt, wird dermaßen scharf wegen „Menschenrechtsverletzungen“ kritisiert wie Israel, nicht einmal Länder, die Menschenrechte mit Füssen treten, wie China, Russland, Iran oder Saudi-Arabien.
Man spricht auch von den „3-Ds“ nach Nathan Sharansky.
Kommen zu diesen Beschuldigungen noch Holocaustleugnung, Nazivergleiche Israels, Leugnung der Verbindung des Judentums zum Land Israel, das Hinzufügen von antisemitischen Stereotypien – wie etwa: Bezugnahme auf „Die Protokolle der Weisen von Zion“, Weltherrschaftsfantasien, Rachezitate aus dem „Alten Testament“ –, das Gutheißen von Anschlägen gegen jüdische Zivilisten in Israel und weltweit oder die Verneinung des Selbstverteidigungsrechts Israels – hier gelten für Israel scheinbar andere Spielregeln als für alle anderen Staaten der Welt – hinzu, dann darf man diese Form der hasserfüllten Israel Kritik als antizionistischen Antisemitismus brandmarken.
Denn Antisemiten scheuen sich oft davor, Juden direkt zu attackieren, sie beschimpfen daher „die Zionisten“, meinen in Wirklichkeit jedoch „die Juden.“
Bemerkenswerterweise sind es manchmal Juden, die am lautesten gegen Israel und den Zionismus, teilweise mit den oben genannten Hassparolen, polemisieren. Weswegen jüdische Menschen wie Noam Chomsky, Norman Finkelstein, Judith Butler oder Tony Judt sich den Feinden Israels als Kronzeugen zur Verfügung stellen, ist nicht immer leicht zu beantworten.
Manchmal sind Faktoren wie jüdischer Selbsthass oder der Wunsch in bestimmten, vor allem linken Kreisen akzeptiert zu werden, ein wichtiges Motiv. In solchen Fällen kann durchaus der Vergleich mit der Taufe als Eintrittsticket in die bürgerliche Welt angebracht sein.
Theodor Much war von 1990 bis 2020 Präsident der jüdisch-liberalen Gemeinde Or Chadasch Wien und veröffentlichte als Sachbuchautor bislang 12 Bücher zu den Themen Aberglaube, Fundamentalismus, Scheinmedizin, Religion, Satire.