Steht die Reise von Sultan Haitham bin Tarik im Zusammenhang mit einer möglichen Rückkehr zum Atomabkommen mit dem Iran?
Der Sultan von Oman, Haitham bin Tarik, dessen Golfstaat seit Langem als Vermittler zwischen dem Iran und dem Westen fungiert, traf am Sonntag zu einem zweitägigen Besuch in Teheran ein. Die Reise erfolgt nur zwei Tage nachdem Teheran den belgischen Entwicklungshelfer Olivier Vandecasteele nach fast 15 Monaten Haft im Austausch gegen den Diplomaten Assadollah Assadi freigelassen hatte, der in Belgien wegen eines 2018 geplanten Bombenanschlags auf eine iranische Oppositionskundgebung vor Paris inhaftiert war – ein Austausch, der von Oppositionellen als iranische Erpressung kritisiert wurde.
Der omanische Sultan traf mit Präsident Ebrahim Raisi zusammen, der ein Verbesserung der bilateralen Beziehungen in Bereichen wie der Industrie sowie den »Verteidigungs- und Sicherheitsangelegenheiten« in Aussicht stellte. »Teheran und Maskat haben gemeinsame Ansichten über die regionale Zusammenarbeit, die Stärkung und Stabilisierung der Sicherheit, des Friedens und des Wohlstands der Nationen in der Region«, gab die Website des Präsidentschaftsbüros bekannt, der im vergangenen Jahr der omanischen Hauptstadt einen Besuch abgestattet hatte.
»Historische Reise«
Omans offizielle Nachrichtenagentur twitterte ebenfalls, dass Absichtserklärungen und Vereinbarungen zur Förderung von Investitionen unterzeichnet worden seien.
Im Vorfeld der aktuellen Reise hatte die Zeitung Asharq al-Awsat den omanischen Außenminister Sayyid Badr Hamad Al Busaidi mit den Worten zitiert, der Oman sei optimistisch, dass die »historische Reise regional und global von Nutzen« sein werde. Der Oman unterhält enge Beziehungen zum Iran und spielte im Vorfeld des 2015 zwischen dem Iran und den Weltmächten geschlossenen Atomabkommens eine Vermittlerrolle zwischen Teheran und den Vereinigten Staaten.
So hatte die bislang letzte Visite eines omanischen Sultans im Iran 2013 stattgefunden, als Qaboos bin Said Al Said Teheran während der Präsidentschaft von Hassan Rouhani besuchte, in dessen Amtszeit schließlich das Atomabkommen (JCPOA) von 2015 geschlossen wurde, was Gerüchte nährt, auch der aktuelle Besuch könnte mit den ins Stocken geratenen Atomverhandlungen und einer möglichen Rückkehr zum Atomdeal in Verbindung stehen.
Unangekündigter US-Besuch
So wurde zwischenzeitlich bekannt, dass der Koordinator des Weißen Hauses für den Nahen Osten und Nordafrika, Brett McGurk, am 8. Mai den Oman besucht hatte, um dort mit Beamten die Möglichkeit eines Kompromisses mit dem Iran in Sachen Atomprogramm zu erreichen, wie die amerikanische Nachrichtenwebsite Axios berichtete.
Zuvor war McGurk gemeinsam mit dem Nationalen Sicherheitsberater der USA, Jake Sullivan, in Saudi-Arabien und in Israel, um Premierminister Benjamin Netanjahu über die Gespräche zu informieren, die Sullivan mit dem saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman geführt hatte. McGurks Reise nach Maskat wurde jedoch weder von den Vereinigten Staaten noch vom Oman bekannt gegeben.
Verschiedene amerikanische, israelische und europäische Beamte bestätigten nun die Visite McGurks im Oman, machten allerdings unterschiedliche Angaben zum Inhalt der dort geführten Gespräche. Während von israelischer Seite erklärt wurde, die USA hätten erkundet, ob – und zu welchen Bedingungen – der Iran bereit sei, sein Atomprogramm einzuschränken, dementiert dies ein Sprecher des Nationalen Sicherheitsrats des Weißen Hauses mit den Worten, es gebe »keine US-Diskussion über ein Interimsabkommen und auch keine über Sanktionserleichterungen oder den Abschluss von Schutzmaßnahmen«.
Ein europäischer Diplomat wiederum meinte gegenüber Axios, dass »die USA mit dem Oman in der Iran-Frage zusammenarbeiten«. Und israelische Medien meldeten am 29. Mai, Israel zeige sich besorgt über Berichte, wonach in den kommenden Tagen und Wochen ein vorläufiges Atomabkommen zwischen den Vereinigten Staaten und dem Iran erzielt werden solle, wobei es insbesondere die mögliche Aufhebung der Sanktionen sei, die Israel Kopfzerbrechen bereite. Außenminister Eli Cohen erklärte diesbezüglich, es gebe zwar eine »ausgezeichnete Zusammenarbeit« zwischen den USA und Israel, Israel würde sich aber »in erster Linie auf sich selbst verlassen«.