„Schon ein paar Jahre länger ist es her, dass die SZ Israel im Rahmen einer Karikatur samt Buchkritik als abstoßenden Moloch darstellte, dem Deutschland bedingungslos zu dienen habe. Einige Monate später illustrierte das Blatt seine Leserbriefseite, die sich dem Chaos am Mainzer Hauptbahnhof widmete, mit einem Foto der Gleise im NS-Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau. ‚Um die richtigen Weichen zu stellen, braucht die Bahn Personal‘, stand darunter.
Darauf folgte jedes Mal ein Statement, das wie eine Entschuldigung aussah. So ähnlich auch jetzt, da die SZ auf Kritik reagiert hat, ihre Veröffentlichung als Fehler bezeichnet, sich von ihrem Karikaturisten nach kritischen Wortmeldungen des bayerischen Antisemitismusbeauftragten Ludwig Spaenle und dessen Kollegen auf Bundesebene, Felix Klein, zwar getrennt hat, zugleich aber mitteilte, er habe ‚lediglich darauf hinweisen wollen, dass das nächste ESC-Finale 2019 in Jerus
alem stattfinden soll‘. Und weiter: ‚Trotz dieser Intention des Karikaturisten kann man die Zeichnung auch anders verstehen und als antisemitisch auffassen.‘
Da ist natürlich etwas dran. Wie die Kunst liegt auch der Judenhass im Auge des Betrachters. Alles ist relativ. Allein das Gebaren der Israelis ist stets eindeutig, und zwar eindeutig zu verurteilen. Zumindest von München aus betrachtet.” (Jennifer Nathalie Pyka: „Bibi und die Süddeutsche”)