„In der sudanesischen Hauptstadt Khartum geschehen gerade schreckliche Dinge und mit größerer Wahrscheinlichkeit wird sich die Lage noch weiter verschlechtern. Paramilitärische Truppen, die den herrschenden Generälen des Sudan treu ergeben sind, haben eine Schreckensherrschaft verbreitet. Oppositionelle Zivilisten, deren Proteste das Ende der 30-jährigen Herrschaft von Präsident Omar al-Bashir im April erzwungen hatte, wurden geschlagen und Frauen vergewaltigt. Die Regierung berichtet von mehr als 40 Todesfällen, wobei die reale Zahl jedoch um ein Vielfaches höher sein dürfte. (…) Am vergangenen Dienstag erklärte das US-Außenministerium: ‚David Hale, Staatssekretär für politische Angelegenheiten, sprach heute mit dem saudischen stellvertretenden Verteidigungsminister Khalid bin Salman alias KbS, dem jüngeren Bruder von Kronprinz MbS, über das brutale Vorgehen gegen friedliche Demonstranten durch den Übergangsmilitärrat des Sudan am 3. Juni. Generalsekretär Hale betonte die Bedeutung der Transformation vom Übergangsmilitärrat zu einer von der Zivilbevölkerung geführten Regierung, im Einklang mit dem Willen des sudanesischen Volkes.‘
Unter den gegebenen Umständen fällt es schwer die Erklärung anders denn als eine Art öffentlichen Druck auf Riad anzusehen, das seine Unterstützung für die sudanesischen Generäle aufgeben soll. Welches Ereignis oder welche nachrichtendienstliche Erkenntnis zu Hales Gespräch mit KbS geführt hat, ist nicht bekannt. Der Ton dieser Erklärung lässt jedoch vermuten, dass Riad das Vorgehen aktiv gefördert hat. General Abdel Fattah al-Burhan, der Chef des sudanesischen Militärrats, besuchte letzte Woche das Königreich zusammen mit Ägypten und den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE). Es wird angenommen, dass er sowohl Unterstützung als auch Rückendeckung für seine Aktion suchte – und erhielt. Diese begann schlussendlich am Montag, als seine Truppen ein Lager der Protestierenden in Khartum angriffen. Als offensichtliche Folge des Drucks der USA, veröffentlichte die saudische Presseagentur am Mittwoch eine Erklärung, wonach ‚das Königreich die Entwicklungen in der brüderlichen Republik Sudan mit großer Besorgnis verfolgt, die zu einer Reihe von Todesfällen und Verletzungen geführt haben.‘ Eine weitere Erklärung der Botschaft zitierte den saudischen Staatsminister für afrikanische Angelegenheiten mit den Worten: ‚Unsere Prioritäten sind die Sicherheit und Stabilität des Sudan. Wir sind zuversichtlich, dass die Menschen im Sudan nicht zulassen werden, dass ihr Land in Chaos und Bürgerkrieg verfällt, was nur den Kräften des Terrorismus und des Extremismus dienen würde.’
Im Kontext sind ‚Terrorismus und Extremismus‘ wahrscheinlich Schlüsselwörter für die Türkei und Katar, von denen Riad annimmt, dass sie um Einfluss in Khartum konkurrieren. Letzte Woche hat der sudanesische Militärrat das Büro des katarischen Senders Al-Jazeera in Khartum geschlossen und dem sudanesischen Botschafter in der Stadt befohlen, zu Konsultationen nach Hause zurückzukehren.“ (Simon Henderson: „US warns Sudan – and perhaps the Saudis – about cracking down on protesters“)