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Sudan: Massaker an Zivilisten, die niemanden interessieren

Millionen Sudanesen müssen in Flüchtlingslagern wie diesem nahe Khartum leben. (© imago images/Anadolu Agency)
Millionen Sudanesen müssen in Flüchtlingslagern wie diesem nahe Khartum leben. (© imago images/Anadolu Agency)

Binnen weniger Tage ermordeten Kämpfer der RSF im größten Flüchtlingslager im Sudan über 1.500 Zivilisten.

Die Schnellen Eingreiftruppen (Rapid Support Forces/RSF) haben bei einem Angriff auf das größte Flüchtlingslager im Sudan im April dieses Jahres binnen drei Tagen über 1.500 Zivilisten ermordet. Das geht aus der Recherche der britischen Zeitung The Guardian hervor. Die Opferzahl könnte noch weiter anwachsen, da Hunderte Menschen bislang noch als vermisst gelten und weitere Nachforschungen durch den Umstand behindert werden, dass die RSF gegenwärtig das Flüchtlingslager kontrollieren.

Augenzeugen sprechen von Hinrichtungen und zahlreichen Verschleppungen. Ein Experte mit langjähriger Erfahrung bei der Untersuchung derartiger Gräueltaten sagte, das Ausmaß der Gewalt sei selbst im Vergleich zu den zahlreichen Massakern erschreckend, die in den 2000er Jahren an ethnischen Minderheiten durch die arabischen Milizen begangen wurden, aus denen später die Schnellen Eingreiftruppen hervorgingen. »Jeder einzelne Zeuge, der entkommen ist, hatte Familienmitglieder, die getötet wurden. So etwas habe ich noch nie zuvor gesehen«, zitierte der Guardian den Experten.

Das Massaker im Flüchtlingslager Zamzam sei »eines der abscheulichsten Verbrechen der jüngeren Weltgeschichte«, meinte Abdallah Abugarda von der britischen Darfur Diaspora Association, »doch es hat weltweit keine Empörung gegeben«.

Weltweites Desinteresse

Im aktuellen, im April 2023 ausgebrochenen Krieg im Sudan stehen die Regierungstruppen unter Abdel Fattah Burhan und die Schnellen Eingreiftruppen unter Mohammed Hamdan Daglo einander gegenüber, durch den die größte humanitäre Krise weltweit ausgebrochen ist. Über 150.000 Menschen wurden bislang getötet, Dreizehn Millionen Sudanesen wurden zu Flüchtlingen, von denen vier Millionen in Nachbarländern untergekommen sind. Beide Kriegsparteien haben sich seit Beginn der Kampfhandlungen grausamer Kriegsverbrechen schuldig gemacht.

Laut der Weltgesundheitsorganisation WHO sind bis zu 24 Millionen Menschen von Hunger betroffen; rund zwei Millionen leiden unter einer akuten oder unmittelbar bevorstehenden Hungersnot.

Obwohl das Ausmaß des Leids der Zivilbevölkerung im Sudan um mehrere Dimensionen größer ist als das der Palästinenser im Gazastreifen, ruft es kaum internationale Empörung hervor. In keinen westlichen Staaten wird durch Demonstrationen oder Störaktionen auf das humanitäre Desaster im Sudan aufmerksam gemacht. Bereits vor einem Jahr konstatierte Thomas von der Osten-Sacken daher, der Krieg im Sudan sei »eine Katastrophe, die niemanden interessiert«.

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