Die Schnellen Eingreiftruppen, die mit den regulären Streitkräften seit über zwei Jahren um die Macht im Sudan kämpfen, stehen kurz vor der Eroberung von der Hauptstadt von Nord-Darfur.
Die Schnellen Eingreiftruppen (RSF), die sich mit den regulären Streitkräften des Sudans seit über zweieinhalb Jahren einen blutigen Bürgerkrieg liefern, der schon Zehntausende das Leben gekostet und zur bisher größten Flüchtlingskrise geführt hat, stehen offenbar kurz vor der Eroberung der Hauptstadt Nord-Darfurs El Fasher.
Die Stadt ist seit April 2024 von den vom sudanesischen Militär kontrollierten Gebieten des Landes abgeschnitten und wird seitdem von den RSF-Milizen belagert und regelmäßig mit Artillerie beschossen. Die humanitäre Lage gilt seit Langem als äußerst angespannt, auch weil Hunderttausende aus anderen Teilen Darfurs nach El Fasher geflohen waren.
Frage der Zeit
Die RSF sind die Nachfolger jener Dschandschawid-Milizen, die in Darfur vor über zwanzig Jahren schon einmal furchtbare Massaker angerichtet hatten. Auch jetzt wüten sie unter der lokalen Bevölkerung Darfurs, sodass immer wieder Befürchtungen eines Genozids laut werden. Schwere Menschenrechtsverletzungen werden zwar beiden Seiten zur Last gelegt, die RSF-Milizen zeichnen sich jedoch durch besondere Brutalität und systematisch eingesetzte sexuelle Gewalt vor allem gegen nichtarabische Bewohnerinnen aus.
El Fasher war der letzte Ort in der Region, in den Menschen bislang noch vor den Milizen fliehen konnten, auch wenn in den letzten Monaten die Mangelversorgung immer drastischere Ausmaße annahm.
Menschenrechtsorganisationen befürchten erneute Massaker an Zivilisten, sollte die Stadt fallen. Vor einigen Tagen meldete sich ein lokales Widerstandskomitee, das zuvor um internationale Hilfe und Intervention gefleht hatte, resigniert zu Wort:
»Wir schreiben, wir schreien, wir flehen; doch unsere Worte scheinen ins Leere zu laufen. Es gibt keine Hilfsflugzeuge, keine humanitären Lufttransporte, keine wirkliche internationale Bewegung und keine Bodentruppen, um die Belagerung zu durchbrechen.«
Umso alarmierender sind deshalb die Nachrichten, die Schnellen Eingreiftruppen hätten das Hauptquartier der Armee eingenommen und große Teile El Fashers unter ihre Kontrolle gebracht. Zwar wurde dies von den sudanesischen Streitkräfte sofort dementiert, doch der Fall der Stadt scheint nur noch eine Frage der Zeit zu sein.
Kaum Hilfe
Mit der Einnahme El Fashers würden die RSF den gesamten Westen des Landes mit allen fünf Regionalhauptstädten kontrollieren, wodurch der Sudan faktisch zweigeteilt wäre. Schon vor einiger Zeit hatte die Miliz eine eigene Regierung ausgerufen und ist nun offenbar dabei, das von ihr kontrollierte Gebiet vom Rest des Landes abzuspalten. Während der laufenden Kämpfe, deren Ende nicht in Sicht ist, werden seit einiger Zeit auch Drohnen als Waffen eingesetzt.
Gleichzeitig verschlechtert sich die Lage der Zivilbevölkerung massiv: Laut Welthungerhilfe sind »30,4 Millionen Menschen auf humanitäre Hilfe angewiesen; 24,6 Millionen leiden unter hohem akutem Hunger (Phase IPC3+) und mehr als 600.000 Menschen sind von katastrophaler Ernährungsunsicherheit (IPC 5) betroffen«.
Die früher so viel zitierte und gepriesene internationale Staatengemeinschaft kümmert sich, anders als noch zu Anfang des Jahrhunderts, nicht mehr groß um das Leben der Menschen in Darfur. Solange sie nicht als Flüchtlinge irgendwo an den Küsten Europas auftauchen – und die Wahrscheinlichkeit ist gering – interessiert ihr Schicksal bis auf ein paar Menschenrechts- und Hilfsorganisationen niemanden.
Wie die UNO und internationale Hilfsorganisationen seit geraumer Zeit kritisieren, stünde ihnen nicht einmal ein Bruchteil jener Gelder zur Verfügung, die nötig wären, um zumindest den schlimmsten Hunger zu bekämpfen. So hat sich die Lage etwa durch die Reduzierung der amerikanischen Entwicklungshilfe noch einmal drastisch verschlechtert – schließlich war das von der Trump-Regierung abgewickelte USAID einer der größten Geldgeber. Zeitgleich haben auch europäische Staaten wie Deutschland oder Großbritannien ihre Unterstützung für den Sudan gekürzt. Laut Angaben eines UNO-Vertreters hat die Weltorganisation dieses Jahr gerade einmal 23 Prozent der für das Land angefragten Gelder erhalten.






