„Tobias Schneider und Theresa Lütkefend, die für das Global Public Policy Institute arbeiten, haben seit Beginn des Konflikts im März 2011 jeden Bericht über Chemiewaffenangriffe in Syrien überprüft. Von den 498 Berichten stuften sie 124 als ‚glaubwürdig belegt’, 101 als ‚bestätigt’ und 111 als ‚umfassend bestätigt’ ein. Lediglich 162 Berichte wurden zurückgewiesen. Von den 336, durch Beweise gestützten Angriffen, wurden insgesamt 328 vom Assad-Regime und die anderen acht vom islamischen Staat ausgeführt. Die Zusammenfassung:
Unsere Nachforschungen haben ergeben, dass es im Verlauf des syrischen Bürgerkriegs mindestens 336 Angriffe mitt Chemiewaffen gab – deutlich mehr als allgemein bekannt. Etwa 98 Prozent dieser Angriffe können dem Assad-Regime zugeschrieben werden, für den Rest ist der Islamischer Staat verantwortlich. Ungefähr 90 Prozent aller bestätigten Angriffe ereigneten sich nach dem berüchtigten ‚Rote Linie’-Vorfall vom August 2013. Die chemische Kriegsführung des syrischen Militärs ist – logistisch, operativ und strategisch – eng mit der konventionellen Kriegsführung verbunden. Die Machart der improvisierten Chlorbomben des Assad-Regimes, das während des gesamten Krieges mindestens 89 Prozent aller chemischen Angriffe ausgemacht hat, ist eindeutig von den konventionellen ‚Fass’-Bomben abgeleitet. Beide werden von denselben syrischen Militäreinheiten über dieselben Trägersysteme eingesetzt.
Es ist sehr eindeutig, dass das syrische Militär den Angriff auf Bevölkerungszentren gegenüber denen auf Frontabschnitte der Rebellenpositionen bevorzugt, selbst wenn das militärische Nachteile nach sich zieht. In der Tat kann der anhaltende und großflächige Einsatz von Chemiewaffen von Seiten des syrischen Regimes als Teil der allgemeinen Kriegsstrategie – der kollektiven Bestrafung der Bevölkerung in Oppositionsregionen – verstanden werden. Chemiewaffen sind ein wesentlicher Bestandteil des syrischen Arsenals, genau wie wahllose Gewalt, Belagerungen und der Einsatz hochexplosiver Waffen wie zum Beispiel ‚Fassbomben’.
Wir zeigen auf, dass das Assad-Regime mit dem Einsatz dieser verbotenen Waffen nicht nur einfach so ‚davon kommt’, sondern dass es sie auch erfolgreich für strategische Zwecke nutzen. Mehr als zwei Drittel der syrischen Bevölkerung sind intern oder extern vertrieben worden, und von der Opposition gehaltene Gemeinde knickten unter der Androhung von Gewalt, einschließlich des Einsatzes von Chemiewaffen, ein und kapitulierten letzten Endes.“
(Bericht auf EA Worldview: „An International Failure – 328 Assad Regime Chemical Attacks in Syria Since 2011“)