
„Wenige Stunden vor der Verleihung eines alternativen ‚Karlspreises‘ an den Verschwörungstheoretiker und ehemaligen RBB-Moderator Ken Jebsen überschlagen sich die Ereignisse. Jebsen sagte seine Teilnahme an der Preisverleihung kurzfristig ab, wie der Tagesspiegel aus seinem Umfeld erfuhr. Eine Begründung wurde nicht genannt. Das Querfront-Magazin Rubikon meldete, die Veranstalter – ein Blog namens Neue Rheinische Zeitung – hätten ‚die Interessen der Hauptperson des Festes weitgehend unbeachtet‘ gelassen. Streit gab es hinter den Kulissen wohl unter anderem um die Verpflichtung des Jazz-Musikers Gilad Atzmon für die Veranstaltung. Er ist einschlägig bekannt als Antisemit und sollte im ‚Kulturprogramm‘ der Preisverleihung auftreten. Das Berliner Filmtheater Babylon, in dem die Veranstaltung am Abend stattfinden soll, verhängte ein Hausverbot gegen Atzmon, wie der Tagesspiegel erfuhr.
Der eher unbedeutende und mit 200 Euro dotierte Preis für ‚unabhängigen Journalismus‘ erregt seit Tagen die Gemüter in der Linkspartei. Der Berliner Kultursenator Klaus Lederer (Linke) hatte beim staatlich geförderten Babylon-Kino gegen die Preisverleihung intervenieren lassen, dieses kündigte daraufhin die Räumlichkeiten. Die Veranstalter klagten sich später wieder ein. (…) Jebsen hatte den Musiker Atzmon noch im September gelobt und gegen Anfeindungen einer angeblichen ‚Israel-Lobby‘ in Schutz genommen. ‚Seine politische Haltung, sein nicht Wegducken, wenn es um Menschenrechte geht, machen ihn zu einer herausragenden Persönlichkeit‘, schrieb Jebsen. Lederer äußerte die Vermutung, dass Jebsen ihm mit seiner Absage zur Preisverleihung nun offenbar im Rückblick Recht gebe: ‚Die Recherche zu Atzmon & Freunden fiel wohl aus, weil sie zu sehr mit der Shitstorm-Organisation beschäftigt waren? Oder weil Recherche sowieso nicht so deren Ding ist?‘, schrieb der Kultursenator auf Twitter.“ (Matthias Meisner: „Preisverleihung an Verschwörungstheoretiker Ken Jebsen geplatzt“)
UPDATE: Das ausgesprochene Hausverbot wurde nicht durchgesetzt, sodass Gilad Atzmon doch im Kino Babylon auftreten konnte. Ken Jebsen blieb der Veranstaltung fern.
Gilad #Atzmon soll angeblich Hausverbot im # Babylon haben, er hält jedoch eine Rede auf der Bühne: “Palästina ist das letzte Opfer von Hitler” #jebsen #sekundärerantisemitismus pic.twitter.com/2wqocnusO5
— Sebastian Bähr (@Seb_Baehr) 14. Dezember 2017