Im Ö1-Mittagsjournal (28. Juli 2014) durfte mit Margret Johannssen, Politologin am Institut für Friedensforschung in Hamburg, mal wieder eine Friedensforscherin ihrer Zunft alle Ehre machen. In der momentanen Situation, so führte Johannsen aus, müsse es darum gehen, „die Hamas auf ihrem politischen Weg, den sie ja mit der Teilnahme an den Wahlen 2006 gegangen ist oder begonnen hat, zu unterstützen. Dann wird es ihr auch gelingen, künftig ihre Milizen unter Kontrolle zu halten.“ Leider gab Johannssen keine Auskunft darüber, wer denn zur „politischen Spitze“ der Hamas gehören soll, die angeblich die Kontrolle über den sich an keine Vereinbarungen haltenden „militärischen Flügel“ verloren habe, jenen Flügel also, der jetzt Israel „Paroli bietet“, wie die Friedensforscherin es ausdrückte.
Ob sie an den im Exil in Katar lebenden Khaled Mashal dachte? Jenen Mashal, der anlässlich des 25-jährigen Bestehens der Hamas in den Gazastreifen reiste, um dort medienwirksam dem Nachbau einer der auch momentan zum Einsatz kommenden M 75-Raketen zu entsteigen und eine Brandrede gegen die Existenz Israels und für den fortgesetzten „Kampf gegen die zionistischen Okkupanten“ zu halten?
Oder schwebte Johannssen eher Ismael Haniyeh vor? Jener Haniyeh, der im März 2014, damals noch Premierminister der Hamas im Gazastreifen, die Qassam-Brigaden – sprich: die militärische Formation der Hamas – dazu aufrief, Tel Aviv anzugreifen, und in derselben Rede die „Tunnelstrategie“ als neue Form des Kampfes gegen Israel pries?
Wann immer islamistische Terrorgruppen mit ihren Gewalttaten die Nachrichten beherrschen, scharren bereits „Nahostexperten“ und „Friedensforscher“ in ihren Startlöchern, um zu deren Verteidigung anzutreten. Sie entdecken ganz wunderbare Dinge, von den „moderaten Taliban“ über den „politischen Flügel“ der Hisbollah bis zur „politischen Spitze“ der Hamas, nur um zum stets selben Ergebnis zu kommen und ein entschlossenes Vorgehen gegen solche Terrorgruppen als fürchterlichen Fehler zu brandmarken. Ironischerweise ist das einer der wenigen Punkte, in denen diese „Experten“ bereit sind, der Hamas und anderen derartigen Organisationen zu widersprechen – denn die betonen bei jeder sich bietenden Gelegenheit, für wie willkürlich und falsch sie die Unterscheidungen halten, mit denen Johannssen & Co. ihr westliches Publikum desinformieren.