Die in jüngster Zeit vermehrten Anschläge auf jüdische Einrichtungen in Australien sind systematisch darauf ausgerichtet, die jüdische Gemeinde in Angst und Schrecken zu versetzen.
»Ich hätte nie geglaubt, dass in unserer multiethnischen, multireligiösen Gemeinschaft ein Gotteshaus angegriffen würde«, zeigte sich Darcy Byrne, Bürgermeister von Sydneys Stadtteil Inner West und Mitglied der Labourpartei, in einer Videobotschaft auf X erschüttert. »Dieser Antisemitismus hat sich seit einiger Zeit aufgebaut. Im letzten Jahr gab es immer mehr Berichte darüber, und das muss aufhören. Wir als Gemeinschaft müssen uns entschieden gegen Antisemitismus stellen und in dieser Zeit solidarisch an der Seite der jüdischen Gemeinschaft stehen.«
In der vergangenen Woche wurden in Sydney gleich zwei Synagogen angegriffen: In Newtown, das vielen als das coolste Viertel von Sydney und Herz von Inner West gilt, wurden am Samstagmorgen rote Hakenkreuze auf den Eingangsbereich gesprüht. Danach versuchten die Täter, die Synagoge mittels eines Brandsatzes anzuzünden. Nur einen Tag zuvor hatte es einen Anschlag auf die Southern Sydney Synagogue im Vorort Allawah gegeben. Auch hier wurden Hakenkreuze auf die Mauern geschmiert und versucht, das Gebäude in Brand zu stecken.
Solche Anschläge werden begleitet von vielen weiteren Akten des Terrors, die darauf ausgerichtet sind, die jüdische Gemeinde Australiens in Angst und Schrecken zu versetzen. So wurde etwa der Spruch »Vergast die Juden« im Bahnhof von Sydney-Sydenham auf Wände und im Stadtteil Queens Park Tage zuvor »Fuck the Jews« auf ein Auto gesprüht.
Die Nachrichtenagentur Jewish News Syndicate (JNS) berichtete: »Während Queens Park für seine bedeutende jüdische Gemeinde bekannt ist, ist der Besitzer des Autos, Stuart Veron, kein Jude. Veron bezeichnete den Vandalismus als ›Wahnsinn‹ und ›widerlich‹, nannte den Täter eine ›Ratte‹ und konstatierte ›Pech‹, dass ausgerechnet sein Auto zum Ziel geworden sei. … ›Meine Nachbarn waren angewidert. So etwas hat in dieser Gemeinde und auch sonst nirgendwo in Australien Platz‹, sagte er.«
Serie von Brandanschlägen
Die Taten sind Teil einer schier endlosen Serie von ähnlichen antisemitischen Brandanschlägen und Vandalismus, die nach den Entführungen und dem Hamas-Massaker gegen Israelis im Oktober 2023 begonnen hat.
»Seit dem 7. Oktober 2023 haben solche Vorfälle nicht nur zahlenmäßig, sondern auch inhaltlich zugenommen«, schreibt der Vorsitzende des Online Hate Prevention Institute, Andre Oboler, auf der Website des TV-Senders ABC, spricht von einer »Antisemitismus-Krise« und kritisiert den Beauftragten der Regierung für rassistische Diskriminierung, Giridharan Sivaraman, dafür, dass dieser einen »strukturellen Rassismus« der australischen Gesellschaft für die antisemitischen Anschläge verantwortlich gemacht hatte.
Oboler hält den Begriff »struktureller Rassismus« in diesem Zusammenhang für ein »Ablenkungsmanöver«, schließlich gehe ein großer Teil des Antisemitismus, mit dem die jüdische Gemeinschaft konfrontiert sei und den sie fürchte, von »radikalisierten Personen innerhalb der muslimischen und der breiteren pro-palästinensischen Gemeinschaft« aus. »Was hat ›struktureller Rassismus‹ beispielsweise mit dem Angriff auf das Büro des Abgeordneten Josh Burns im Juni 2024 zu tun, als ein Fenster eingeschlagen, ein anderes mit den Worten ›Zionismus ist Faschismus‹ besprüht wurde und versucht wurde, die Telekommunikationskabel des Büros in Brand zu setzen?«
Burns ist ein Labour-Abgeordneter, der Israel unterstützt. Nach dem Anschlag sagte er, der Angriff durch »wirklich gefährliche Idioten« sei der Höhepunkt von acht Monaten, in denen seine hart arbeitenden Mitarbeiter wegen eines Konflikts, an dem sie nicht beteiligt seien, beschimpft und angeschrien worden seien. »Es ist ein Spiegelbild der Art und Weise, wie politische Debatten derzeit geführt werden. Das ist nicht respektvoll, es ist eine gefährliche Eskalation von Menschen, die versuchen, einen Konflikt am anderen Ende der Welt auf unsere Straßen zu bringen, und das muss aufhören.«
Der Angriff auf sein Büro habe nur seinen Mitarbeitern, seinem Team und seiner Gemeinde Leid zugefügt, aber »keinen Frieden im Nahen Osten gebracht – wenn er das getan hätte, hätte ich mein Büro selbst verwüstet«.
Grüne schüren Antisemitismus
Bürgermeister Darcy Byrne spricht davon, dass sein Stadtteil Inner West zu einem »Pulverfass« für Antisemitismus geworden sei, und dafür verantwortlich seien die Grünen, die die »Flammen anfachen«, wie er sagt: »Es gibt eine politische Partei, die sich nicht ausreichend darum gekümmert hat, den Antisemitismus auf mehreren Ebenen zu bekämpfen, und das sind die Grünen.»
Würden keine parteiübergreifenden Maßnahmen ergriffen, könnte die Situation eskalieren. Die Vertreter der Grünen aber brächten »die Saat der Spaltung« und seien »im Umgang mit Antisemitismus zu sorglos»: »Obwohl jüdische Funktionäre die gewählten Vertreter monatelang gewarnt haben, dass die Temperatur gesenkt werden müsse, haben einige Politiker das Feuer des Antisemitismus geschürt, was aufhören muss.« Antisemitismus sei zum »größten Problem« der Region geworden. »Und er nimmt täglich zu, weshalb wir die ganze Gemeinschaft zusammenbringen müssen, um dem ein Ende zu setzen, einschließlich unserer politischen Führungspersönlichkeiten.«
Um seine Anschuldigungen zu untermauern, verwies Byrne auf »inakzeptable« Kommentare von Jenny Leong, Abgeordnete der Grünen in Newtown, aus dem Jahr 2023. »Wenn Frau Leong sagt, die jüdische Gemeinde würde ihre ›Tentakel‹ benutzen, um in andere ethnische Gemeinschaften einzudringen, ist das eines der ältesten Nazi-Stereotype«, sagte er und kritisierte die »Funkstille« der gewählten Mitglieder der Grünen. Laut The Australian habe Leong ihren Kommentar später zurückgenommen. Die jüngsten antisemitischen Anschläge seien aber von Grünen-Politikern im Stadtrat öffentlich nicht verurteilt worden.
Sydney. Again. Another suburb with a large Jewish community and multiple Jewish communal facilities. No one just vandalises a car with a racist slogan. It is the product of endless incitement, demonisation and a belief that such attitudes are freely permitted, even celebrated. pic.twitter.com/KPxRTpf1bK
— Alex Ryvchin (@AlexRyvchin) January 5, 2025