Mustafa Keskin, der wegen antisemitischer und antiarmenischer Postings als DITIB-Vorsitzender in Göttingen zurücktrat, war auch der Vertreter der Organisation für den Dialog mit Christen und Juden.
Michael Brandt, NDR
Als Vorsitzender der größten Moscheegemeinde in Göttingen war Keskin auch Redner – ob beim Jubiläum des Synagogenbaus oder beim Neujahrsempfang der katholischen Kirche. Immer wieder plädierte er für Frieden und Toleranz. Im Februar trat er dann plötzlich zurück. In den sozialen Netzwerken im Internet zeigte Keskin anscheinend ein anderes Gesicht. Der niedersächsische Landesverband der „Sozialistischen Jugend – Die Falken“ wirft dem ehemaligen Vorsitzenden des deutsch-islamischen Moscheeverbands (DITIB) Göttingen unter anderem Hassbotschaften gegen Juden und Armenier vor. (…)
Kurz nach Bekanntwerden der Vorwürfe hat er gegenüber der katholischen Nachrichtenagentur (KNA) eingeräumt, dass die Posts von ihm stammten. Er habe aber keine antisemitische Einstellung. Niemals würde er sagen, dass der Holocaust eine Lüge gewesen sei. Die umstrittenen Posts richteten sich vor allem gegen die israelische Politik. Und die würde er auch weiterhin kritisieren, sagte Keskin der KNA. Gegen die Vorwürfe wolle er juristisch vorgehen.
Die Staatsanwaltschaft Göttingen ermittelt inzwischen gegen Keskin. Ihm werde Volksverhetzung „durch antisemitische Propaganda“ vorgeworfen, teilt Oberstaatsanwalt Andreas Buick auf Anfrage des NDR mit.
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