Wo es um Israel geht, hallt das Echo auffällig oft antijüdisch zurück. Wer Fairplay ernst meint, muss Israels Platz im Weltsport verteidigen.
Der Sport gibt sich gerne unpolitisch. Doch wenn es um Israel geht, fallen die Masken. Während Russland nach seinem Angriffskrieg auf die Ukraine zu Recht aus internationalen Verbänden ausgeschlossen wurde, steht nun Israels Zukunft in der UEFA zur Debatte – auf Druck Katars, des WM-Gastgebers von 2022 und langjährigen Finanziers der terroristischen Hamas. Der Historiker Léon Poliakov nannte Israel einst den »Juden unter den Staaten«. Wer die aktuelle Diskussion verfolgt, versteht sofort, was damit gemeint ist.
Laut Berichten der britischen Times bereitet die UEFA, also die Union der Europäischen Fußballverbände, eine Sondersitzung zum israelischen Verband vor. Eine Mehrheit im Exekutivkomitee, dem auch DFB-Vize Hans-Joachim Watzke angehört, könnte für einen Ausschluss stimmen. Sollte es dazu kommen, dürfte Israels Nationalmannschaft an der WM-Qualifikation 2026 nicht teilnehmen.
Auch Maccabi Tel Aviv stünde der Rauswurf aus der Europa League bevor – mit direkten Auswirkungen auf Spiele gegen Stuttgart oder Freiburg. Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) bemühte sich laut israelischen Medien bereits um eine Verschiebung der Abstimmung; auf Nachfrage der deutschen Tageszeitung FAZ wollte man das nicht kommentieren. Schweigen ist eben einfacher als Haltung zu zeigen.
In der Zwischenzeit wächst der Druck nicht nur aus dem Emirat Katar. Am vergangenen Freitag forderte ausgerechnet der türkische Verband offiziell den Rauswurf Israels. Präsident Ibrahim Hacıosmanoğlu erklärte in einem Schreiben an UEFA und FIFA: »Es ist Zeit, zu reagieren« – was die staatliche Agentur Anadolu prompt als »moralische Haltung« pries. Und das ausgerechnet aus Ankara, wo man weiß, wie man zur Propaganda munter den Sport instrumentalisiert und gleichzeitig Journalisten ins Gefängnis steckt. Moral gilt hierorts in dem Sinne, den einzigen jüdischen Staat der Welt unter dem wohligen Beifall derer, die das für eine »gerechte« Haltung erachten, zu isolieren.
Auch das Argument, Israel wie Russland zu behandeln, klingt auf den ersten Blick universal, ist aber tatsächlich nichts anderes als blanker Zynismus. Russland führt einen Angriffskrieg, Israel verteidigt sich gegen eine Terrororganisation, die Massaker verübt, Geiseln verschleppt und offen zum Völkermord aufruft – und den Krieg am 7. Oktober 2023 begonnen hat. Wer beides gleichsetzt, betreibt keine Menschenrechtspolitik, sondern deren Verkehrung.
Nicht nur im Fußball
Dass der Ausschlusswille längst über den Fußball hinausgeht, zeigt sich auch im internationalen Radsport: So wurde vom traditionsreichen Giro dell’Emilia das Team Israel Premier Tech unter dem Vorwand von »Sicherheitsgründen« ausgeladen. Kein anderes Team war betroffen. Schon bei der heurigen Vuelta a España in Spanien begleiteten Massenproteste das Rennen; am Schlusstag demonstrierten in Madrid über 100.000 Menschen gegen die Teilnahme des Teams Tel Aviv. Die letzte Etappe wurde verkürzt – nicht, um die Antisemiten zu stoppen, sondern, um das israelische Team unsichtbar zu machen.
In Bologna begrüßte die lokale Stadträtin Roberta Li Calzi den Ausschluss des israelischen Teams nun als Ausdruck von »Solidarität«. Doch Solidarität mit wem eigentlich? Sicherlich nicht mit den Fahrern, die davon betroffen waren. Bei den WorldTour-Rennen in Kanada trat Israel Premier Tech schließlich nur noch unter dem Kürzel IPT auf. Dass UCI-Präsident David Lappartient öffentlich klarstellen musste, das Team habe »selbstverständlich das Recht« zu starten, zeigt, wie brüchig Israels Platz im Weltsport geworden ist und wie selbstverständlich ihn manche infrage stellen.
Das Team Israel Premier Tech gehört dem israelisch-kanadischen Milliardär Sylvan Adams, ist in Israel registriert und auf den ersten Blick ein internationales Profiteam wie jedes andere auch. Die Fahrer stammen aus Großbritannien, Australien oder anderen Ländern, jüdische Profis sind die Ausnahme. Doch der Name provoziert antiisraelische Akteure: Israel Premier Tech. Adams versteht das Team ausdrücklich als Botschafter des jüdischen Staates; finanziell wie ideell ist es eng mit Israel verbunden. Genau das macht es zum Ziel der Boykottkampagnen. Antiisraelische Aktivisten sehen die Fahrer nicht als Sportler an, sondern als Stellvertreter der israelischen Regierung. Sie protestieren gegen das Trikot, als wäre es eine IDF-Panzerdivision, und fordern den Ausschluss oder einen Namenswechsel.
Die Verbände wissen längst, welches Konfliktpotenzial ihr Umgang mit Israel birgt. Der DFB drängt auf Verschiebung, andere suchen nach Schlupflöchern der Neutralität. Dabei ist längst deutlich, dass Sport ein Kristallisationspunkt geopolitischer Konflikte geworden ist. Und wo es um Israel geht, hallt das Echo auffällig oft antijüdisch zurück. Kritik an der israelischen Regierung ist legitim. Wer Teams aus Israel oder mit Bezug aus Israel ausschließt, gibt alten Ressentiments nur eine neue Arena. Wer Fairplay ernst meint, muss Israels Platz im Weltsport verteidigen – sonst spielen am Ende nicht die besten Teams, sondern Katar und die Hamas.






