Beziehungen zwischen den Hisbollah-Kämpfern und ihren Kommandeuren von den Iranischen Revolutionsgarde (IRCG) sind ähnlich kompliziert – sie öffentlich zu diskutieren, ist aber ungleich problematischer. Die Hisbollah bleibt die fähigste Miliz des Iran, doch deuten anekdotische Berichte darauf hin, dass sie ihre bevorzugte Stellung in Teheran eingebüßt hat, zumindest mit Blick auf ihre Behandlung auf dem Schlachtfeld. Der Syrienkrieg hat nicht nur die expansionistischen Absichten des Iran offen zutage treten lassen, sondern auch eine persische Arroganz gegenüber arabischen Schiiten, die für die Hisbollah-Kämpfer neu ist. (…)
Die Führung der Hisbollah hat versucht, den Syrienkrieg mit übergreifenden Zielen zu verknüpfen. Diesem Zweck dienten die altbewährte Pose des ‚Widerstands’ gegen Israel sowie der jüngste Aufruf, die Takfiri-Gruppen (häretischer) islamistischer Sunniten wie den Islamische Staat zu besiegen Doch viele Kämpfer sind davon nicht überzeugt. Sie vertrauen der Rhetorik nicht, da die meisten ihrer Schlachten der Stützung des Assad-Regimes und nicht der Bekämpfung des Islamischen Staates dienen. Viele Kämpfer glauben zudem, dass sie alle Kosten zu tragen haben, während der Iran die Vorteile einstreicht. Eine bedeutende Anzahl von Veteranen hat daher die Hisbollah verlassen. Nachgerückt ist ein anderer Typ junger Kämpfer.
Laut Aussagen von manchen Mitgliedern, die sich haben beurlauben oder sich ganz aus dem Krieg zurückgezogen haben, schließen die Neuankömmlinge sich dem Kampf nicht aus ideologischen Gründen oder zur Selbstverwirklichung an. Sie sind in der Gruppe, um ein Gehalt zu bekommen oder sich ihre Zukunft zu sichern. Ihnen ist die übergreifende Mission der Hisbollah ziemlich gleichgültig und sie folgen den iranischen Befehlen in der Regel, ohne sich zu beklagen.“ (Hanin Ghaddar: „Hezbollah Losing Its Luster Under Soleimani“)