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„Solidarität mit Märtyrern“: Fridays for Future macht auf Blut und Boden

Antisemitisches Instagram-Posting der Klimaschutzbewegung "Fridays for Future"
Antisemitisches Instagram-Posting der Klimaschutzbewegung „Fridays for Future“ (Quelle: Twitter Anastasia Tikhomirova)

So wie der Frühling auf den Winter, folgt auf israelisch-palästinensische Kriege das immer gleiche Spektakel in Europa. Über Nacht existieren plötzlich tausende Freunde der Palästinenser, die lautstark meinen, sich Ausdruck verschaffen zu müssen.

Als hätte es das alles nicht schon ein Dutzend Mal zuvor gegeben, ist es allzu oft nicht Freundschaft mit den Palästinenserinnen und Palästinensern, sondern ganz mieser übler Antisemitismus, der sie da antreibt. Deshalb auch ist die Liste von Parteien, Organisationen und Gruppen lang, die im Laufe solcher Konflikte sich irgendwann genötigt sahen, öffentlich irgendwelche Statements abzugeben, in denen sie sich von Mitgliedern distanzierten, die es ein wenig arg weit getrieben hatten.

Das ist das übliche Ritual, bevor der Betrieb weitergeht als wäre nichts gewesen. Diesmal hat es die Fridays for Future Bewegung erwischt, die auf ihrem Instagram Account Zeugs postete, dass direkt aus der Propagandaabteilung wahlweise der iranischen Revolutionsgardisten oder der American Nazi Party hätte stammen können.

Um Schaden von der Organisation abzuwenden, kommen dann jedes Mal Aussagen wie „Wir distanzieren uns ausdrücklich von allen Formen des Antisemitismus“ oder: „Wir nehmen das Antisemitismusproblem in unserer Organisation sehr ernst.“ Irgendwelche Beiträge werden dann gelöscht oder mit Trigger-Warnung versehen, und man hofft, dass alles bald vorbei sei und der Betrieb weitergehen kann.

Kein Gedanke daran, was solche Statements eigentlich aussagen: Sie tun als sei der Antisemitismus nur eine etwas unangenehme Meinung unter vielen. Jede der nachgeschobenen Entschuldigungen ist damit Eingeständnis, dass man nichts begriffen hat und auch nicht vorhat, etwas begreifen zu wollen.

Dabei hat es Jean Paul Sartre vor vielen Jahrzehnten in seinem Essay „Betrachtungen zur Judenfrage“ doch leicht verständlich und deutlich gesagt: Der Antisemit will den Tod des Juden. Deshalb bezeichnete Sartre Antisemitismus auch als Verbrechen und Antisemiten treffend als „Verbrecher“, die „vor der Verantwortung fliehen“.

Kein „Antisemitismusproblem“

Die in Frage stehenden Organisationen haben kein „Antisemitismusproblem“. Vielmehr dulden Sie Antisemiten in ihren Reihen. Antisemitismus ist auch kein abstraktes Irgendwas, sondern die zur Tat schreitende Überzeugung von ganz konkreten Menschen mit Adresse und Telefonnummer. Es geht nicht darum, sich von Antisemitismus zu distanzieren, sondern darum, gegen Antisemiten in den eigenen Reihen vorzugehen. Meint man es ernst, schmeißt man sie raus und zeigt sie in gewissen Fällen gleich noch bei der Polizei an.

Alles andere ist nichtssagendes Geschwätz von Akteuren, die mit der Hand in der Kasse erwischt wurden.

Die Rede vom „Antisemitismusproblem“ reiht sich ein in das Panoptikum von Begriffsungetümen, die einzig zu dem Zweck erfunden wurden, um den heißen Brei herumzureden. „Totschlargument“ etwa – als schlössen sich Argumente und Totschläger sich nicht per se aus. „Antisemitismuskeule“ – denn wer ist es denn der Schmerzen zufügen möchte? Die Antisemiten den Juden, oder diejenigen, die Antisemiten als das bezeichnen, was sie sind, eben Antisemiten?

Getrost kann man also die in den nächsten Tagen wie das Amen im Gebet folgenden Distanzierungen, Erklärungen und Betroffenheitsadressen, die sich in irgendeiner Weise der oben angeführten Phrasen bedienen, als das bezeichnen was sie sind: Versuche den Schaden zu begrenzen, ohne sich auch nur im Geringsten mit dem eigentlichen Problem auseinander setzen zu müssen.

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