Aus einem aktuellen Bericht geht hervor, dass die Hamas sechs Geiseln ermordete, weil diese zu schwach waren, um gemeinsam mit Yahya Sinwar das Versteck zu wechseln.
Der Hamas-Terrorchef Yahya Sinwar, der vergangene Woche vom israelischen Militär getötet wurde, lehnte laut Wall Street Journal (WSJ) ein Angebot arabischer Unterhändler zu Kriegsbeginn ab, aus dem Gazastreifen zu fliehen und im Gegenzug Ägypten zu gestatten, im Namen der Hamas mit Israel über ein Geiseldeal zu verhandeln. »Sinwar klammerte sich an die Hoffnung, dass der von ihm ausgelöste Konflikt den Iran und seinen Stellvertreter im Libanon, die Hisbollah, hineinziehen und einen regionalen Krieg gegen Israel auslösen könnte«, meldete die US-Zeitung am Samstag.
Sinwar überlebte in Gaza mehr als ein Jahr, bis er letzten Mittwoch von israelischen Streitkräften eliminiert wurde. Zuvor konnte er dank eines ausgeklügelten Tunnelsystems entkommen, das die Hamas unterhalb des Gazastreifens gebaut hatte und sich über eine Länge von rund 700 Kilometern erstreckte – bemerkenswert, bedenkt man, dass das gesamte Gebiet nur eine Fläche von ca. 350 Quadratkilometern umfasst.
Geiselmord
Nachdem der stellvertretende Leiter des Politbüros der Hamas, Saleh Arouri, am 2. Januar bei einem israelischen Angriff in Beirut getötet wurde, hat Yahya Sinwar auch sein Kommunikationssystem verschlüsselt, um seine Entdeckung durch die israelischen Streitkräfte zu erschweren. Zum Schluss kommunizierte er nur noch handschriftlich, um jegliche Verfolgung zu verunmöglich.
Doch indem Israel seine Streitkräfte (IDF) gleichzeitig ober- als auch unterirdisch bewegte – ein in der Militärgeschichte noch nie dagewesenes Einsatzmanöver –, gelang es den IDF zunehmend, Sinwar unter Druck zu setzen und ihn schließlich aus seinem unterirdischen Versteck zu vertreiben.
Als israelische Soldaten Anfang September sechs tote Geiseln in einem Tunnel im Stadtteil Tel al-Sultan in Rafah im Süden des Gazastreifens fanden, entdeckten sie auch Spuren von Sinwars DNA. Dem Terroristenanführer wurde offenbar klar, dass sich die Schlinge um seinen Hals zuzog. Ein aktueller Bericht belegt, dass die als menschliche Schutzschilde missbrauchten Geiseln ermordet wurden, weil die gefolterten und ausgehungerten Israelis zu schwach waren, um mit Sinwar das Versteck zu wechseln und in einen anderen Tunnel verlegt zu werden.
Nachdem Israel Ende September den Hisbollah-Führer Hassan Nasrallah getötet hatte, sandte Sinwar den Hamas-Führern außerhalb des Gazastreifens eine Nachricht, in der er ihnen mitteilte, die Gruppe würde nun stärker unter Druck stehen, Kompromisse einzugehen, und sie anwies, Widerstand zu leisten, so arabische Vermittler. Er war der Meinung, dass Israel nach seinem Tod Zugeständnisse anbieten würde und dadurch die Terrorgruppe in einer stärkeren Verhandlungsposition wäre. Yahya Sinwar empfahl der Hamas außerdem, einen Rat von Anführern zu ernennen, der die Übergangszeit nach seinem Tod leiten und verwalten sollte, so die Vermittler.