Kritische Beobachter zweifeln daran, ob die vereinbarte Waffenruhe tatsächlich langfristig greifen wird. Dennoch wirkt der 13. Oktober 2025 wie ein epochaler Umbruch.
Zwei lange Jahre sind seit dem 7. Oktober 2023 vergangen, jenem Tag, an dem die Hamas Israel überfiel und die Welt aus den Angeln geriet. Über tausend Menschen wurden ermordet, mehr als 250 verschleppt. Familien wurden ausgelöscht, Kinder, Frauen, alte Menschen. Der Angriff war weder ein »Konflikt« noch ein »Ausbruch der Gewalt«, sondern ein geplantes Massaker, ein antisemitischer Vernichtungsrausch, der Israels Existenz infrage stellen sollte.
»Sie sind nicht mehr in den Händen der Hamas.« – Ein Satz, den Menschen seit diesem Montag in Israel wieder und wieder sagen, weil sie hören wollen, wie es klingt, wenn Hoffnung plötzlich wieder erlaubt ist. Nach 738 Tagen. Nach unzähligen Nächten, in denen die Sorgen und Gedanken zu laut waren, um schlafen zu können.
Am 13. Oktober 2025 kamen nun die letzten zwanzig noch lebenden Geiseln frei, übergeben vom Internationalen Komitee vom Roten Kreuz, nach mehr als zwei Jahren in unterirdischer Gefangenschaft. Eine Rückkehr in die Arme ihrer Liebsten, in ein Land, das stets für sie weiterkämpfte, auch wenn viele – zumal in Europa – das für einen Skandal, ja, für ein Verbrechen hielten. Gezeichnet, abgemagert, mit Blicken, die mehr erzählen, als Worte es je könnten. Empfangen von Angehörigen, die niemals aufgehört haben, zu hoffen und zu erinnern.
Der Platz der Geiseln in Tel Aviv, seit Monaten Sinnbild für die anhaltende Tragödie des 7. Oktober 2023, verwandelte sich kurzzeitig in einen Ort der Freude. Familien umarmten sich, weinten vor Erleichterung. Viele hielten ihre Telefone in die Luft, als wollten sie den Moment für immer festhalten. Für einen Augenblick wirkte Israel wie ein einziger Organismus, der nach zwei Jahren endlich wieder zu atmen beginnt.
Israel trauert, feiert, kämpft und lebt. In einer Welt, die sich an den Terror zu gewöhnen, sich mit ihm anzufreunden scheint oder ihn sogar bejubelt, bleibt dieses Leben selbst ein Akt des Widerstands.
Während Menschen tanzen und jubeln, stehen andere schweigend vor den Fotos derer, die noch nicht zurückgekehrt sind. Von den 28 Geiseln, die in Gefangenschaft ermordet wurden, wurden bislang nur vier Leichname übergeben. Viele Familien bleiben im Ungewissen, ohne Grab, ohne Abschied. Der Schmerz bleibt.
❤️🇮🇱🎗️
— Fabi 🎗️ (@fabi-isr.bsky.social) 13. Oktober 2025 um 22:13
US-Präsident Donald Trump erklärte den Gaza-Krieg für »beendet« und sprach in Jerusalem von einem »immerwährenden Frieden«. Ein Präsident, der lieber Superlative statt Kommata benutzt. Er sagte, dieser Tag sei der Beginn eines »goldenen Zeitalters«. In der Knesset applaudierten die Abgeordneten ihm, als hätte er den Himmel selbst verhandelt.
Und am selben Tag zeigte sich, wie brüchig jede Hoffnung auf dieses Momentum des Friedens bleibt. Die Hamas fordert weiterhin maximale Zugeständnisse, während sie die Fortsetzung des bewaffneten Kampfs betont – und vor allem die Ablehnung jedes Friedens mit Israel. Während die israelischen Streitkräfte sich aus Teilen des Gazastreifens zurückzogen, übernahmen dort sofort wieder bewaffnete Hamas-Kämpfer die Kontrolle. Zwei Jahre haben sie sich hinter und in der Zivilbevölkerung versteckt und diese zu menschlichen Schutzschilden gemacht, jetzt tragen sie plötzlich wieder Uniformen. Sie machen Jagd auf vermeintliche »Kollaborateure«, also auf jene, die sich gegen das Terrorregime gestellt oder schlicht gewagt haben, anders zu denken.
In israelischen Cafés beginnt das Rechnen: Wie lange wird dieser Waffenstillstand halten? Was passiert morgen, wenn die Welt weiterzieht?
Kritische Beobachter zweifeln daran, ob die vereinbarte Waffenruhe tatsächlich langfristig greifen wird oder nur als Ausdruck momentaner politischer Zweckmäßigkeit steht. Dennoch wirkt der Tag der Geiselbefreiung wie ein epochaler Umbruch, der Hoffnung und Zweifel gleichermaßen beinhaltet.
Und vielleicht, wenn man genau hinhört, erzählt dieser 13. Oktober 2025 weniger von Politik als von Menschen, die gelernt haben, gleichzeitig zu jubeln und zu zweifeln. Denn das ist es, was Israel am Leben hält: Die Fähigkeit, trotz allem weiter zu lieben, weiter zu hoffen, weiter zu atmen. Welcome back home!






