Eine umfassende Untersuchung hat die systematische sexuelle Gewalt durch Hamas-Terroristen während ihres Terrorangriffs auf Israel aufgedeckt.
Erez Linn
Neue Zeugenaussagen von Überlebenden und Zeugen belegen, dass Hamas-Terroristen während ihres Angriffs auf Israel am 7. Oktober 2023 systematisch sexuelle Gewalt angewendet haben. Dies geht aus einer umfassenden Untersuchung hervor, die bisher nicht gemeldete Berichte über Vergewaltigungen und sexuellen Missbrauch dokumentiert.
Der vor der Veröffentlichung stehende Bericht des Dinah-Projekts präsentiert Beweise von fünfzehn zurückgekehrten Geiseln, die während ihrer Gefangenschaft sexuelle Gewalt erlebten und von denen bislang nur eines der Opfer öffentlich darüber gesprochen hat, wie die britische Zeitung The Sunday Times enthüllte. Die von israelischen Gender- und Rechtsexperten mit teilweiser Finanzierung durch die britische Regierung durchgeführte Untersuchung ergab, dass sexuelle Gewalt während des Angriffs, bei dem etwa 1.200 Menschen getötet wurden, »weit verbreitet und systematisch« war.
Zum Schweigen gebracht
Laut Sunday Times belegt der Bericht, dass Einzel- und Gruppenvergewaltigungen an mindestens sechs Orten stattfanden, wobei die meisten Opfer »für immer zum Schweigen gebracht« wurden, was bedeutet, dass sie entweder während der Übergriffe ermordet wurden oder zu traumatisiert sind, um sprechen zu können.
Der Bericht des Dinah-Projekts wird heute in Jerusalem veröffentlicht und ist laut der britischen Zeitung die umfassendste Dokumentation sexueller Gewalt während des Angriffs vom 7. Oktober. Er stützt sich auf Aussagen von fünfzehn zurückgekehrten Geiseln aus dem Gazastreifen: einer Überlebenden einer versuchten Vergewaltigung beim Supernova-Musikfestival und Interviews mit siebzehn Personen, welche die Angriffe mitansehen oder anhören mussten, sowie mit Therapeuten, die traumatisierte Überlebende behandeln.
Das Projekt zielt darauf ab, die Leugnung sexueller Gewalt sowie Fehlinformationen und das weltweite Schweigen zu dem zu bekämpfen, was wissenschaftliche Experten als »einen der am wenigsten berichteten Aspekte der Angriffe« bezeichnen. Das Motiv der Berichterstellung war, »die historischen Fakten richtigzustellen: Die Hamas hat sexuelle Gewalt als taktische Kriegswaffe eingesetzt. Es zeigten sich klare Muster bei der Ausübung sexueller Gewalt, darunter Opfer, die teilweise oder vollständig nackt und mit gefesselten Händen gefunden wurden, oft an Bäumen oder Pfählen; Hinweise auf Gruppenvergewaltigungen mit anschließender Hinrichtung, aber auch Genitalverstümmelungen.«
Die dokumentierten Angriffe ereigneten sich beim Supernova-Musikfestival, an der Route 232, in der Militärbasis Nahal Oz und in den Kibbuzim Re’im, Nir Oz und Kfar Aza. Der Bericht enthüllt, dass der sexuelle Missbrauch über die ursprünglichen Orte der Angriffe hinausging: »Die sexuelle Gewalt setzte sich in der Gefangenschaft fort, wobei viele Rückkehrer von erzwungener Nacktheit, körperlicher und verbaler sexueller Belästigung, sexuellen Übergriffen und Drohungen mit Zwangsheirat berichteten.«
Gegen Propaganda
Die Direktorin des Ruth and Emanuel Rackman Center for the Advancement of the Status of Women an der Bar-Ilan-Universität in Ramat Gan, Ruth Halperin-Kaddari, initiierte das Projekt, um »Anerkennung und Gerechtigkeit für Opfer und Überlebende zu gewährleisten«. Dabei arbeitete sie mit Sharon Zagagi-Pinhas, einer Expertin für internationales Recht und ehemaligen Chefanklägerin der israelischen Streitkräfte, sowie mit Nava Ben-Or, einer pensionierten Richterin und ehemaligen stellvertretenden Staatsanwältin mit Spezialisierung auf Fälle sexuellen Missbrauchs, zusammen.
Die Untersuchung befasst sich mit der Kritik an der unzureichenden Reaktion internationaler Organisationen wie der United Nations Entity for Gender Equality and the Empowerment of Women (UN Women) auf Berichte über sexuelle Gewalt in der Sunday Times und anderen Medien. Das Projekt befasst sich auch mit Fragen, die durch falsche Behauptungen von Ersthelfern aufgeworfen wurden, und mit immer wieder erhobenen Unwahrheiten, die Hamas als islamische Organisation würde keine Vergewaltigungen begehen – trotz den Beispielen anderer islamistischer Terrorgruppen wie dem Islamischen Staat (IS) im Nahen Osten und Boko Haram in Westafrika.
Einige Kritiker argumentierten sogar, dass das Thema sexuelle Gewalt von der israelischen Regierung »instrumentalisiert« worden sei, um ihre Aktionen im Gazastreifen zu rechtfertigen.
Diese Kritik traf Halperin-Kaddari besonders hart, die sich seit Jahren mit internationalen Fällen sexueller Gewalt befasst, darunter mit Jesidinnen, die vom IS als Sexsklavinnen verschleppt und von Mädchen, die von Boko Haram in Nigeria entführt wurden. »Wir fühlen uns von anderen Frauen auf der ganzen Welt im Stich gelassen. Wenn es Standard ist, Überlebenden und Zeugen zu glauben, gibt es keine Entschuldigung dafür, zu schweigen. In diesem Fall wurde jedoch ein anderer Maßstab angelegt und die Opfer gingen in der Politisierung unter. Die Tatsache, dass so viele geschwiegen oder sogar geleugnet haben, was geschehen ist, war verheerend und ist ein schwerwiegendes Versagen der internationalen Menschenrechtsorganisationen.«
Seinen Namen erhielt das Projekt vom ersten Vergewaltigungsopfer in der Bibel: Dinah, der einzigen Tochter Jakobs, die von Sichem, dem Sohn eines Prinzen, vergewaltigt wurde. Nach der Tat beschneiden und töten Dinahs Brüder die Männer des Stammes von Sichem und entführen die Frauen, doch Dinahs Stimme wird nie gehört. Halperin-Kaddari erklärte, das Projekt wolle »eine Stimme für diejenigen sein, die nicht oder nicht mehr sprechen können«.
Langwieriger Prozess
Frühere Untersuchungsberichte der UN-Sonderbeauftragten für die Verhütung sexueller Gewalt, einer unabhängigen Untersuchungskommission der Vereinten Nationen und des Internationalen Strafgerichtshofs, fanden alle Hinweise auf sexuelle Gewalt und Gruppenvergewaltigungen. Das Dinah-Projekt legt jedoch neue Beweise vor, darunter Augenzeugenberichte von fünfzehn zurückgekehrten Geiseln, die während ihrer Gefangenschaft sexuelle Gewalt erlebt haben.
Von den Geiseln hat sich bislang nur die Anwältin Amit Soussana öffentlich geäußert, die fünfundfünfzig Tage lang von der Hamas festgehalten wurde. Zwei der Geiseln waren laut dem Bericht männlich.
Zagagi-Pinhas erklärte, dass »sexuelle Gewalt nicht unbedingt Vergewaltigung bedeuten muss, auch erzwungene Nacktheit, unter Beobachtung zu duschen oder der Versuch, sie zur Heirat zu zwingen, fallen darunter«. Die Wissenschaftler interviewten auch ein Opfer einer versuchten Vergewaltigung beim Supernova-Festival, das siebzehn Monate gebraucht hat, um über den Vorfall berichten zu können. »Wir wissen von Therapeuten, dass es mehr gibt, aber sie sind noch zu traumatisiert, um zu sprechen«, fügte Zagagi-Pinhas hinzu.
Die Untersuchung umfasst Interviews mit siebzehn Personen, die Angriffe beobachtet oder gehört hatten und detaillierte Beschreibungen der Gewalt liefern konnten. Zu diesen Zeugen gehörten zwei Brüder, die sich unter Büschen versteckt hatten, und Tali Biner, eine Krankenschwester, die sich in einen Transportcontainer gerettet hatte. Sie beschrieben fünfzehn Vorfälle, darunter auch Gruppenvergewaltigungen. Darüber hinaus kommen siebenundzwanzig Ersthelfer zu Wort, die »Dutzende von Fällen an verschiedenen Orten« beschrieben, forensische Beweise und Fotos ausgewertet und und Videos analysiert haben.
Viele der Opfer tot
»Unsere Ergebnisse zeigen eindeutig, dass an mehreren Orten sexuelle Gewalt, darunter Vergewaltigungen und Gruppenvergewaltigungen, stattgefunden hat«, resümiert Halperin-Kaddari. »Wir haben Tatmuster in den Beweisen gefunden. Frauen wurden nackt und verstümmelt aufgefunden, mit Schusswunden im Genitalbereich und an Bäume gefesselt. Die Tatsache, dass sich dasselbe an drei bis sechs Orten ereignet hat, kann kein Zufall sein, sondern ist ein Beweis dafür, dass dies vorsätzlich geplant war.«
Die Untersuchungsleiterin berichtete, dass Dutzende Leichen junger Frauen entkleidet und teilweise an Bäume oder Pfähle gefesselt worden seien. »Viele der Zeugen, mit denen wir gesprochen haben, berichten, dass die Opfer erschossen wurden und die Täter noch versuchten, die Leichen zu vergewaltigen.« Das Hauptziel des Berichts sei es, Gerechtigkeit zu fordern und, wie Halperin-Kaddari beschreibt, eine Vorlage zu schaffen, wie dies möglich ist »in Fällen von Massengräueln, in denen viele der Opfer tot sind und es unmöglich ist, einen bestimmten Täter zu benennen«.
Man betrachte »den 7. Oktober 2023 als Testfall«, sagte die pensionierte Richterin Nava Ben-Or. »Die Behörden sind es gewohnt, in Einzelfällen Gerechtigkeit zu suchen, aber hier haben wir es mit Massenfällen zu tun, und die meisten Opfer wurden ermordet oder sind zu traumatisiert, um zu sprechen, was die Feststellung der Schuld erheblich erschwert. Deshalb mussten wir einen neuen Rechtsrahmen und neue Wege der Strafverfolgung finden.«
Bei sexueller Gewalt in Konflikten gehe »es um die Zerstörung und Entmenschlichung einer Gemeinschaft, daher ist die Idee, einen bestimmten Täter zu finden, der einem bestimmten Opfer Schaden zugefügt hat, irrelevant. Zu sagen: ›Als ich der Hamas beigetreten bin, wollte ich nur Frauen und Kinder ermorden, aber ich bin absolut gegen Vergewaltigung‹, ist lächerlich. Man ist für alles verantwortlich, was im Rahmen des Angriffs getan wurde.«
Der Bericht fordert den UN-Generalsekretär auf, angesichts der Zeugenaussagen eine Untersuchungsmission zu entsenden und die Hamas in den jährlichen Bericht der Vereinten Nationen über Personen und Organisationen aufzunehmen, die sexuelle Gewalt als Kriegswaffe einsetzen.
Der Text erschien auf Englisch zuerst beim Jewish News Syndicate






