Seit dem Putschversuch nehmen Übergriffe gegen säkulare Frauen in der Türkei zu

„Eine brutale Attacke auf eine junge Frau in Shorts empört viele Türkinnen. Vor allem seit dem Putschversuch klagen säkulare Frauen immer häufiger über Anfeindungen. ‚Frauen, die Shorts tragen, müssen sterben‘, rief der Mann, bevor er mit voller Wucht gegen den Kopf der Frau trat. (…) Düriye Sezgin von der Menschenrechtsorganisation IHD in Istanbul sagt, seit dem Militärputsch würden ihr deutlich mehr gewalttätige Übergriffe gegen Frauen in der Öffentlichkeit gemeldet. ‚Wir glauben, dass es einen Zusammenhang gibt, weil sich die Machos und Islamisten seither stärker fühlen.‘ Sie warnt vor einer weiteren verhängnisvollen Polarisierung der Gesellschaft. Während der sogenannten Demokratiewachen nach dem gescheiterten Putsch rief ein Imam in Istanbul jubelnde Anhänger des Präsidenten Recep Tayyip Erdogan dazu auf, Frauen von Anhängern des Islampredigers Fethullah Gülen, den die Regierung für den Putsch verantwortlich macht, als ‚Kriegsbeute‘ zu betrachten.

Säkulare Frauen klagen seit dem Putschversuch immer öfter über Pöbeleien und Anfeindungen, wenn sie etwa Hemden mit Spaghettiträgern, Shorts oder Miniröcke anziehen, die den selbst ernannten Tugendwächtern als nicht sittsam genug gelten. Einen krassen Fall schilderte die linke Zeitung Evrensel Anfang August. Die Redaktionssekretärin Hazal Ölmez, im sechsten Monat schwanger, ging sommerlich gekleidet zu ihrer Wohnung nahe dem berühmten Großen Basar Istanbuls, als zwei junge Frauen im schwarzen Tschador sie plötzlich an den Haaren zogen, schlugen und dazu laut riefen: ‚Warum ziehst du dich so unzüchtig an? Du bist eine Putschistin, eine Gülenistin, eine Verräterin!‘ Ein bärtiger Mann mit langem Gewand habe sie angebrüllt: ‚Es gibt noch andere Schlampen wie dich, wir haben euch alle auf der Liste, die kommen auch dran‘.“

(Frank Nordhausen: „Übergriffe auf Frauen nehmen zu“)

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