Sechstagekrieg: Was forderten die Vereinten Nationen?

Der UN-Sicherheitsrat verabschiedet Resolution 242
Der UN-Sicherheitsrat verabschiedet Resolution 242

Sehr geehrte Presse-Redaktion,

in einem Gastkommentar am Freitag schrieb Richard N. Haass, Israel sei in der nach dem Sechstagekrieg 1967 vom UN-Sicherheitsrat verabschiedeten Resolution 242 aufgefordert worden, „sich von den besetzten Gebieten zurückzuziehen“. Das stimmt so nicht: In der Resolution ist nicht von „den besetzten Gebieten“ die Rede, sondern von „besetzten Gebieten“.

Das Fehlen des bestimmten Artikels war keine Nachlässigkeit, sondern volle Absicht. Der damalige britische UN-Botschafter Lord Caradon, der maßgeblich an der Formulierung des Resolutionstextes beteiligt war, erläuterte dies einmal folgendermaßen: „Wir haben nicht gesagt, dass es einen Rückzug zur ‘67er-Linie geben sollte, wir haben das ‚den‘ nicht eingefügt, wir haben absichtlich nicht von ‚allen Gebieten‘ gesprochen. Wir alle wussten, dass die Grenzen von ’67 nicht als permanente Grenzen gezogen worden waren, sondern die Waffenstillstandslinien von vor ein paar Jahrzehnten waren. (…) Wir haben nicht gesagt, dass die ’67er Grenzen für immer Bestand haben müssen.“

Resolution 242 zielte darauf ab, einen Verhandlungsprozess anzustoßen, an dessen Ende ein (teilweiser) Rückzug Israels stehen sollte, wenn im Gegenzug dazu der Krieg gegen den jüdischen Staat beendet würde und er, wie alle anderen Staaten, in „sicheren und anerkannten Grenzen“ existieren könnte. Die Verfasser der Resolution wussten genau, wie verkürzt die Annahme ist, dass der Schlüssel zum Frieden ein Rückzug Israels aus „den besetzten Gebieten“ sei – deswegen wurde er in dieser Form auch nicht gefordert.

Des Weiteren schreibt Haass, eine der Folgen des Sechstagekrieges habe darin bestanden, dass die „Palästinenser … eine Identität und eine Präsenz auf der der internationalen Bühne erlangt“ hätten. Auch das ist so nicht korrekt: Nicht der Krieg 1967 machte die Palästinenser international bekannt – in Resolution 242 wurden sie beispielsweise mit keinem Wort erwähnt –, sondern die von palästinensischen Gruppierungen begangenen Akte des internationalen Terrorismus, zu denen etliche Flugzeugentführungen und nicht zuletzt auch der blutige Anschlag auf das israelische Team bei den Olympischen Sommerspielen 1972 in München gehörten.

Mit freundlichen Grüßen,
Mag. Florian Markl
Mena Watch – der unabhängige Nahost-Thinktank

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