„Israel hat Schweizer Diplomaten den Zugang zum Gazastreifen untersagt, nachdem einige von ihnen dort mit Vertretern der Palästinenserorganisation Hamas zusammengetroffen waren. Wie ein israelischer Regierungsmitarbeiter am Mittwoch sagte, soll das von Verteidigungsminister Avigdor Lieberman verhängte Verbot so lange in Kraft bleiben, bis Israel dazu Erläuterungen von der Schweizer Seite erhalte. Der Schweizer Vertreter bei der Palästinensischen Autonomiebehörde, Julien Thöni, hatte am Dienstag im Gazastreifen den starken Mann der Hamas, Jahia Sinwar, getroffen. Einige Tage zuvor waren schweizerische Diplomaten mit anderen Führern der radikalislamischen Organisation zusammengetroffen. Die israelischen Behörden nehmen unter anderem Anstoß daran, dass die Begegnungen öffentlich gemacht wurden. So veröffentlichte die Hamas auf ihrer Internetseite Fotos vom Treffen zwischen Thöni und Sinwar. Bis Freitag soll die seit 2007 im Gazastreifen regierende Hamas ihre Machtbefugnisse an die international anerkannte Autonomiebehörde übertragen.“ (Bericht auf standard.at: „Israel verbietet Schweizer Diplomaten Zugang zum Gazastreifen“)
„Die Hamas postete das Bild mit dem Schweizer Diplomaten auf ihrer Internet-News-Seite. Weil sie von den USA und der EU als Terrorgruppe eingestuft wird, ist es für die Spitze der Radikal-Islamisten keineswegs alltäglich, dass sich Repräsentanten eines angesehenen westlichen Staates mit ihnen zeigen. Doch mit Julien Thöni, dem Schweizer Vertreter in den palästinensischen Gebieten, ist das anders. Denn Bern betrachtet die Hamas nicht als Terrororganisation. Deshalb lässt man sich als Vertreter der Schweiz ohne Bedenken mit dem Gaza-Chef der Hamas, Jahia Sinwar, fotografieren: Blumenstrauß und Getränke auf dem Beistelltisch, zwei Palästinafahnen (die Schweizer Flagge scheint auf dem Bild vergessen gegangen zu sein) – und fertig ist der PR-Effekt. Man diskutiere mit der Schweiz auf Augenhöhe, dokumentiert die Hamas mit dem Bild und versucht dem Eindruck entgegenzuwirken, die Hamas sei international isoliert. (…)
Im vergangenen Jahr war Paul Garnier, Thönis Vorgänger, wiederholt in Gaza gewesen, um der Hamas das ‚Schweizer Modell‘ beliebt zu machen, das eines der finanziellen Probleme bei der Aussöhnung zwischen der Hamas und Abbas lösen sollte. Im Kern zeigt es Möglichkeiten, wie die Angestellten in der Hamas-Verwaltung bezahlt werden können. Es ist in Gaza mit dem Attribut ‚Schweizer Modell‘ respektiert und anerkannt – wurde aber nicht realisiert.“ (Pierre Heumann: „Israel sperrt Schweizer Diplomaten aus“)
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