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Schüler aus Gaza angegriffen, weil er zu israelfreundlich sei

Als ein 11-jähriger Schüler aus Gaza ein Rap-Video von sich selbst veröffentlichte, hätte er nie erwartet, dass er dadurch berühmt werden oder in Schwierigkeiten geraten würde. Doch beides ist eingetreten.

Adam Rasgon / Iyad Abuheweila, New York Times

Das Video, in dem Abdel Rahman vor seiner Schule in Gaza-Stadt in souveränem Englisch und makelloser Hip-Hop-Haltung rappt, brachte ihm mehr als eine Million Zuschauer und Lob von berühmten Rappern aus aller Welt ein. Der Ärger kam, als er nach seiner Botschaft gefragt wurde. „Ich möchte die Liebe zwischen uns und Israel verbreiten“, sagte er dem Interviewer einer russischen Nachrichtenagentur. „Es gibt keinen Grund für Kämpfe und Kriege. Wir müssen unsere Beziehungen immer besser und besser werden lassen.“

Dieser Kommentar wurde in Gaza heftig kritisiert, dessen Hamas-Führung dafür eintritt, gegen Israel zu kämpfen – um das, was sie als palästinensisches Land ansieht, zurückzuerobern – und keinen Frieden mit ihm zu schließen. Viele Palästinenser griffen den angehenden Rapper in den sozialen Medien an, ebenso wie seinen Vater, dem sie vorwarfen, seinen Sohn nicht richtig über die palästinensische Sache aufgeklärt zu haben. (…)

Aufrufe zur Koexistenz mit Israel sind in vielen Kreisen in Gaza tabu und werden als Akt der „Normalisierung“ gesehen, die dazu führe, Israel als einen normalen Staat zu behandeln, mit dem man normale Beziehungen haben könnte. Solche Akte der „Normalisierung“ – zu denen auch Aktivitäten oder Kommunikation mit Israelis gehören –, können in Gaza als Verbrechen angesehen werden, obwohl sich bislang keine Behörde dahingehend geäußert hat, dass Abdel Rahmans Äußerungen diese Grenze überschritten hätten.

Im April verhafteten die Behörden des Gazastreifens mehrere palästinensische Friedensaktivisten, nachdem diese einen Video-Chat mit Israelis geführt hatten. Der Hauptorganisator des Videogesprächs, Rami Aman, befindet sich immer noch im Gefängnis und wartet darauf, dass der militärische Staatsanwalt der Hamas entscheidet, ob er angeklagt werden soll.

Abdel Rahman, ein Siebtklässler an einer von den Vereinten Nationen betriebenen Schule in Gaza-Stadt, sagte, er habe sich selbst Englisch beigebracht, indem er online Musik hörte. Er rappt seit seinem neunten Lebensjahr, nimmt Coversongs und – in einigen Fällen – eigene Lieder in Zusammenarbeit mit Künstlern aus dem Ausland auf. (…)

Der Junge erklärte, seine Musik ziele darauf ab, das Leiden der Palästinenser im Gazastreifen darzustellen, deren Wirtschaft durch jene Blockade Israels und Ägyptens zum Stillstand kam, mit der Israel die Hamas daran hindern will, Waffen oder die Mittel zu deren Bau zu importieren. Aber Abdel Rahman will auch eine Botschaft des Friedens und der Gleichberechtigung vermitteln. „Man sollte andere so behandeln, wie man selbst behandelt werden möchte“, sagte er. „Ich wünschte, wir könnten Gewalt und Diskriminierung von verschiedenen Orten und verschiedenen Nationen aus stoppen.“

(Aus dem Artikel „11-Year-Old Scores Viral Rap Hit but Trips on Gaza Politics“, der in der New York Times erschienen ist. Übersetzung von Alexander Gruber.)

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