Zeugenaussagen über die Gräueltaten in Daraya berichten von »systematischen Angriffen gegen die Zivilbevölkerung«, bei denen ganze Familien hingerichtet und Krankenhäuser und Schulen bombardiert wurden.
Ein umfassender Bericht, der am Donnerstag veröffentlicht wurde, enthält neue Details über das Massaker, das im Jahr 2012 in der Anfangsphase des Kriegs von syrischen Truppen in der Stadt Daraya verübt worden war. Im Rahmen der vom Syrian British Consortium in Auftrag gegebene Untersuchung wurden Beweise und Zeugenaussagen zu den Gräueltaten gesammelt, die Baschar Assads Streitkräfte vor einem Jahrzehnt in dem Vorort von Damaskus verübten.
Die Dokumentation, der zum ersten Mal ausführliche Berichte über die Tötung von rund 700 Menschen lieferte, zeigt, dass die Assad-Regierung in Gestalt »der Vierten Division, der Republikanischen Garde, des Nachrichtendienstes der Luftwaffe, der Schabiha [staatlich geförderte Milizen] und der sie unterstützenden Hisbollah sowie iranischen Milizen« einen systematischen Angriff auf die Zivilbevölkerung von Daraya unternommen hatte:
»Regierungstruppen und mit ihnen verbundene Kräfte verübten ein Massaker, bei dem Männer, Frauen und Kinder getötet wurden.« Laut abgedruckten Zeugenberichten »wurden Einzelpersonen und ganze Familien zusammengetrieben, bevor sie aus nächster Nähe in ihren Häusern und in den Kellern anderer Gebäude erschossen wurden.«
Der größte Vorfall dieser Art war die Hinrichtung von 80 älteren Männern, Frauen und Kindern im Al-Saqqa-Gebäude in Daraya. Zwischen 44 und 56 Zivilisten, die versuchten, aus der Stadt zu fliehen, wurden an der Zardeh-Kreuzung »ihrer Habseligkeiten beraubt und getötet«, heißt es in dem Bericht weiter. Assads Streitkräfte beschossen ganze Stadtteile und griffen gezielt Krankenhäuser und Schulen mit Raketen, Flugkörpern und Mörsern sowie mit Hubschrauber- und Kampfflugzeugangriffen an. Auch »eine Kampagne organisierter Plünderungen und Zerstörungen« führten die Regierungstruppen durch, wie es in dem Bericht heißt.
Andere Zeugen beschrieben, wie Soldaten Lastwagen und Militärfahrzeuge mit geplünderten Gegenständen beluden. In einem Teil der Stadt soll die Armee einen Lebensmittelladen geplündert haben, sodass die Bevölkerung für die Dauer des Massakers keinen Zugang zu Lebensmitteln hatte: »Ich war entsetzt über die Dreistigkeit des Regimes, die Stadt zu plündern und zu brandschatzen, nachdem es gerade ein brutales Massaker begangen hatte«, wird ein Zeuge in dem Bericht zitiert.
Der systematische Angriff auf die Zivilbevölkerung Darayas fand zwischen dem 20. und 26. August 2012 statt. Im Laufe der Woche wurden mehr als 700 Menschen getötet, von denen 514 namentlich identifiziert werden konnten. Die Untersuchung »zeigt, dass trotz des Zeitraums von zehn Jahren und der Sammlung von umfangreichem Beweismaterial die Täter von Daraya weiterhin nicht zur Rechenschaft gezogen werden und die Opfer keine Gerechtigkeit erfahren.«