Latest News

Saudi-Arabien warnt Iran: Atomabkommen oder israelischer Angriff

Der saudische Außenminister Faisal bin Farhad mit seinem iranischen Amtskollegen Abbas Araghchi
Der saudische Außenminister Faisal bin Farhad mit seinem iranischen Amtskollegen Abbas Araghchi (© Imago Images / ZUMA Press Wire)

Vor dem Beginn der Atomgespräche überbrachte Saudi-Arabien dem Iran die Botschaft, dass ein israelischer Angriff droht, wenn Teheran kein Atomabkommen mit Washington schließt.

Der saudische Verteidigungsminister übermittelte iranischen Regierungsvertretern letzten Monat in Teheran eine deutliche Botschaft: Nehmt das Angebot von US-Präsident Donald Trump zur Aushandlung eines Atomabkommens ernst, denn es bietet eine Möglichkeit, das Risiko eines Kriegs mit Israel zu vermeiden. Alarmiert durch die Aussicht auf weitere Instabilität in der Region, entsandte der saudische König Salman bin Abdulaziz seinen Sohn Prinz Khalid bin Salman mit einer Warnung an den Obersten iranischen Führer Ayatollah Ali Khamenei, wie zwei regierungsnahe Quellen aus der Golfregion und zwei iranische Beamte berichteten.

An dem Treffen hinter verschlossenen Türen, das am 17. April im Teheraner Präsidentenpalast stattfand, nahmen laut Quellen Präsident Masoud Peseschkian, der Stabschef der Streitkräfte Mohammad Bagheri und Außenminister Abbas Araqchi teil.

Prinz Khalid, der während Trumps erster Amtszeit saudischer Botschafter in Washington gewesen war, warnte die iranischen Funktionäre laut der zitierten Quellen, dass der Präsident wenig Geduld für langwierige Verhandlungen habe: Trumps Team wolle eine rasche Einigung erzielen, wobei sich das Zeitfenster für Diplomatie schnell schließen werde. Etwa eine Woche zuvor hatte Trump überraschend angekündigt, direkte Gespräche mit Teheran führen zu wollen, um das iranische Atomprogramm im Gegenzug für die Aufhebung von Sanktionen einzudämmen. 

Geht es nach dem saudischen Minister, sei es besser, eine Einigung mit den USA zu erzielen, als die Möglichkeit eines israelischen Angriffs in Kauf zu nehmen, sollten die Gespräche scheitern. Die Region sei bereits durch die jüngsten Konflikte im Gazastreifen und im Libanon zerrissen, die eine weitere Eskalation der Spannungen nicht verkraften könne.

Krieg vermeiden

Der Besuch von Prinz Khalid, dem jüngeren Bruder von Kronprinz Mohamed Bin Salman, war der erste eines hochrangigen Mitglieds der saudischen Königsfamilie im Iran seit mehr als zwei Jahrzehnten. Riad und Teheran waren lange Zeit erbitterte Rivalen und unterstützten oft gegnerische Seiten in Stellvertreterkriegen, bis eine 2023 von China vermittelte Annäherung dazu beitrug, die Spannungen abzubauen und die diplomatischen Beziehungen wiederherzustellen.

In den letzten zwei Jahren wurde die regionale Position des Irans durch massive militärische Schläge Israels gegen die Hamas im Gazastreifen und die Hisbollah im Libanon sowie durch den Sturz seines engen Verbündeten, des syrischen Diktators Baschar al-Assad, untergraben. Die westlichen Sanktionen haben unterdessen die vom Öl abhängige Wirtschaft des Landes hart getroffen.

Der Iran-Experte beim Thinktank Carnegie Middle East Center in Beirut, Mohanad Hage Ali, sagte, die Schwäche Teherans habe Saudi-Arabien die Möglichkeit geboten, seinen diplomatischen Einfluss geltend zu machen, um eine regionale Eskalation zu vermeiden: »Sie wollen einen Krieg vermeiden, weil ein Krieg und eine Konfrontation mit dem Iran negative Auswirkungen auf sie und ihre wirtschaftlichen Visionen und Ambitionen hätten.«

Bei dem Treffen antwortete Peseschkian, der Iran strebe ein Abkommen an, um den wirtschaftlichen Druck durch die Aufhebung der westlichen Sanktionen zu verringern. Die iranischen Funktionäre äußerten jedoch Bedenken hinsichtlich der unvorhersehbaren Verhandlungsstrategie der Trump-Regierung. Eine der iranischen Quellen berichtete, Peseschkian habe die Bereitschaft Teherans zu einer Einigung betont, aber auch klar gemacht, dass der Iran nicht bereit sei, sein Anreicherungsprogramm aufzugeben, nur weil der amerikanische Präsident ein Abkommen bevorzuge.

Die laufenden Gespräche zwischen Washington und Teheran zur Beilegung des jahrzehntelangen Atomstreits haben bereits fünf Runden durchlaufen, aber es gibt noch immer zahlreiche Hindernisse, darunter die zentrale Frage der Anreicherung. Während die USA sich immer stärker darauf fokussieren, dass der Iran keinerlei Anreicherungskapazitäten besitzen dürfe, hat Teheran diese Forderung wiederholt als eine »rote Linie« bezeichnet. 

Bleiben Sie informiert!
Mit unserem wöchentlichen Newsletter erhalten Sie alle aktuellen Analysen und Kommentare unserer Experten und Autoren.

Zeigen Sie bitte Ihre Wertschätzung. Spenden Sie jetzt mit Bank oder Kreditkarte oder direkt über Ihren PayPal Account. 

Mehr zu den Themen

Das könnte Sie auch interessieren

Wir reden Tachles!

Abonnieren Sie unseren Newsletter und erhalten Sie alle aktuellen Analysen und Kommentare unserer Experten und Autoren!

Nur einmal wöchentlich. Versprochen!