Saudi-Arabien und Pakistan haben ein Verteidigungsabkommen unterzeichnet, das alle Waffensysteme umfasst, auch wenn Atomwaffen nicht explizit genannt sind.
Der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman und der pakistanische Premierminister Shehbaz Sharif unterzeichneten vergangene Woche in Riad ein Abkommen über gemeinsame strategische Verteidigung, das eine Beistandspflicht in dem Sinne vorsieht, als jeder Angriff auf eines der beiden Länder als Angriff auf beide Staaten betrachtet werden soll. Darüber hinaus umfasst es den Ausbau der Verteidigungszusammenarbeit und die Verbesserung der gemeinsamen Reaktion auf jede Bedrohung.
In einer Erklärung des pakistanischen Premierministeramts hieß es, das Abkommen, welches das gemeinsame Engagement für die Verbesserung ihrer Sicherheit und die Erreichung von Frieden und Sicherheit in der Region und der Welt widerspiegle, ziele darauf ab, Aspekte der Verteidigungszusammenarbeit zu entwickeln und die gemeinsame Abschreckung gegen jede Aggression zu verstärken.
Der pakistanische Verteidigungsminister Khawaja Muhammad Asif bestätigte gegenüber dem Fernsehen seines Landes: »Gemäß dem Verteidigungsabkommen mit dem Königreich Saudi-Arabien werden Pakistan und Saudi-Arabien im Fall eines Angriffs gemeinsam verteidigt, und andere Länder können sich dieser Vereinbarung anschließen.« Es gebe keinen Grund, andere Staaten detailliert über das Abkommen zu informieren, in dessen Rahmen »alle unsere Fähigkeiten zum Einsatz kommen werden«, was möglicherweise eine Anspielung auf Atomwaffen ist.
Asif erklärte gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters jedoch auch, dass Atomwaffen »nicht auf dem Radar« des Abkommens stünden. Auf die Frage, ob Pakistan nun verpflichtet sei, Saudi-Arabien einen nuklearen Schutzschild zu bieten, antwortete ein hochrangiger saudischer Beamter hingegen, es sei »ein umfassendes Verteidigungsabkommen, das alle militärischen Mittel umfasst«. Die widersprüchlichen Aussagen lassen die Zusammenarbeit in dieser Frage im Unklaren.
Botschaft an die USA?
Der saudische Politikwissenschaftler Mubarak al-Ati kommentierte das Abkommen mit den Worten, sein Zustandekommen sei »nicht überraschend«, da die Zusammenarbeit zwischen Saudi-Arabien und Pakistan seit fast achtzig Jahren besteht und allgemein bekannt ist. Allerdings erfolge der Pakt, der den Höhepunkt dieser langjährigen Zusammenarbeit darstellt, zu einem »politisch sehr heiklen Zeitpunkt« für die Region und die internationale Gemeinschaft.
Dabei wies er auf die komplexen Veränderungen hin, unter denen diese Übereinkunft zustande gekommen sei – sowohl in Bezug auf den Krieg im Gazastreifen, den Krieg zwischen Israel und dem Iran im Juni als auch auf den, wie er es nannte, »Verrat, den Katar durch seinen strategischen Verbündeten, die Vereinigten Staaten, erlitten hat«, wobei er sich auf den jüngsten israelischen Luftschlag gegen die Hamas in Katar bezog. Saudi-Arabien »wolle in Sicherheits- und strategischen Fragen nicht von einem einzigen Verbündeten abhängig sein und halte daher die Diversifizierung seiner Allianzen für unerlässlich«.
Ähnlich äußerte sich der saudische Journalist Ayman al-Ghubaiwi gegenüber der katarischen Zeitung Al-Araby Al-Jadeed. Das Königreich habe sich zwar oft auf seine Allianzen mit den Vereinigten Staaten verlassen, doch die angestrebte intensivere Zusammenarbeit mit Pakistan zeige das Bestreben, seine Sicherheitspartner zu diversifizieren, insbesondere angesichts der jüngsten Eskalationen im Nahen Osten. »Obwohl das Abkommen keine Atomwaffen erwähnt, vermittelt allein die Tatsache, dass Saudi-Arabien Beziehungen zu Pakistan, der einzigen islamischen Atommacht, unterhält, implizit den Eindruck, dass Saudi-Arabien indirekt einen nuklearen Abschreckungsschirm erhalten könnte.«
Der US-Analyst von Sky News Arabia, Muwaffaq Harb, bot eine andere Interpretation an und merkte an, der saudische Schritt in Richtung Pakistan stelle eine »Botschaften an die Vereinigten Staaten« dar, bedeute aber nicht unbedingt die reale Einrichtung eines integrierten Verteidigungssystems, das die nationale Sicherheit der Golfstaaten und der arabischen Länder gewährleisten könne. »Saudi-Arabien verfügt über ein fortschrittliches Militärarsenal, das vielleicht sogar ausgefeilter ist als das von Pakistan. Daher geht es bei diesem Bündnis eher um politische und strategische Botschaften als um einen umfassenden militärischen Schutz.«






