In der Neuen Zürcher Zeitung geht Daniel Steinvorth der geistigen Verwandtschaft der saudi-arabischen Staatsdoktrin mit der Ideologie des Islamischen Staates nach:
„Schon einmal, nach den Anschlägen vom 11. September 2001, forderten Kritiker ein Umdenken im Königreich, das den institutionalisierten Hass auf alle nicht sunnitischen Muslime, auf die Juden oder auf den Westen schon Erstklässlern in die Schulbücher schreibt. Doch änderte sich nichts. Die weltweite wahhabitische Missionierung, finanziert vom saudischen Ölreichtum und befördert durch Moscheen und Prediger, Schulen und ‚Wohlfahrtsorganisationen‘, die auch Terrororganisationen unterstützen, wurde, wie schon in den Jahrzehnten zuvor, munter weiterbetrieben. Um sich die Folgen dieser unheiligen Verbindung von Petrodollars und radikalem Gedankengut klarzumachen, stelle man sich vor, der Ku-Klux-Klan habe in Texas die absolute Macht übernommen und missioniere nun mit den Ölgeldern, schrieb der renommierte Historiker Bernard Lewis. Und der algerische Schriftsteller Kamel Daoud mahnte: Durch die Macht der Satellitenschüsseln und des Internets habe sich das enge Weltbild der Ultrakonservativen bereits auf große Teile der islamischen Gesellschaften, vor allem auf ihre schwächsten Glieder, übertragen. Man müsse selber in der muslimischen Welt leben, um diese stetige Transformation zu begreifen. Dass dies der geistige Nährboden sei, auf dem auch der Extremismus gedeihe, sei offensichtlich.“