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Fordert Saudi-Arabien von Ägypten Nachsicht gegenüber den Muslimbrüdern?

Mohammed bin Salman zu Beusch bei Ägyptens Präsident Al-Sisi
Mohammed bin Salman zu Besuch bei Ägyptens Präsident Al-Sisi (© Imago Images / ZUMA Wire)

Saudi-Arabien arbeitet daran, seinen Einfluss auf die sunnitischen Gruppen wiederherzustellen, um ein Gleichgewicht gegen den Iran zu erreichen.

Seit dem Besuch des saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman (MbS) in Kairo am 20. Juni ist in Presseberichten von saudischem Druck auf Ägypten die Rede, eine Aussöhnung mit der Muslimbruderschaft einzuleiten, um »sunnitische Gruppen« gegen den Iran zu mobilisieren.

Die Website Mada Masr zitierte eine mit den Beziehungen zu Saudi-Arabien vertraute ägyptische Regierungsquelle, dass MbS mit ägyptischen Beamten über die Beschleunigung der Annäherung an die Türkei und die Muslimbruderschaft gesprochen habe und fügte hinzu, Ägypten arbeite seit einigen Monaten an beiden Themen, jedoch langsamer, als von Riad gewünscht. Die Quelle fügte hinzu:

»Der saudische Kronprinz hofft, sich den Amerikanern als derjenige präsentieren zu können, der das Gleichgewicht in der Region herstellt und in der Lage ist, das Ruder regionaler strategischer Allianzen zu lenken. Die schwierige Annäherung zwischen Kairo und Ankara, zwei der einflussreichsten sunnitisch-islamischen Kräfte, wird diesem Ziel dienen.«

Die allmähliche Verbesserung der Beziehungen zwischen der Türkei einerseits und Saudi-Arabien, den Vereinigten Arabischen Emiraten und Ägypten andererseits begann in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahres. Riad und Abu Dhabi tauschten offizielle Besuche mit Ankara aus, während Kairo im Juni 2021 »Sondierungsgespräche« zur Normalisierung der Beziehungen einleitete. Die Gespräche zwischen Kairo und Ankara verliefen jedoch langsamer als die Annäherung zwischen der Türkei und den Golfstaaten.

Zu den Gründen für den saudischen Druck auf Ägypten, die Aussöhnung mit der Muslimbruderschaft zu vollenden, sagte die Quelle gegenüber Mada Masr:

»Saudi-Arabien arbeitet jetzt daran, seinen Einfluss auf sunnitischen Gruppierungen wiederherzustellen, um ein Gleichgewicht gegen den Iran zu erreichen, dessen schiitische Stellvertreter vom Irak über die Golfstaaten bis zum Jemen, Syrien und dem Libanon aktiv sind.«

Einige Tage vor dem Besuch von Mohammed bin Salman in Kairo sprach sich der Vorsitzende der ägyptischen Konservativen Partei, Akmal Kartam, für eine Aussöhnung mit den Muslimbrüdern aus und fügte hinzu:

»Vertreter der ägyptischen Regierung führen bereits einen Dialog mit der Muslimbruderschaft, und wenn die beiden Parteien zu einem Konsens gelangen, muss dieser dem Volk mitgeteilt werden.«

Eine andere hochrangige Quelle erklärte gegenüber Mada Masr, dass auf regionaler Ebene bereits Gespräche zwischen Ägypten, Katar und der Türkei über die Muslimbruderschaft aufgenommen worden seien.

»Die Katarer und die Türken haben sich darauf geeinigt, von nun an keine Aktivitäten der Muslimbruderschaft in ihrem Land zuzulassen.

Ägypten hat grundsätzlich auf die Forderungen reagiert, die Bedingungen für die inhaftierten Führer und Mitglieder der Muslimbruderschaft zu verbessern und in der Zukunft die Freilassung einiger von ihnen zu erwägen. Es ist schwierig zu sagen, ob die ägyptischen Sicherheitsdienste mit dieser Entwicklung zufrieden sind, aber die Umstände ändern sich in gewissem Maße.«

Entegegen diesen Berichten ist der ägyptische Experte Emad Gad der Ansicht, dass alle Versuche, eine Versöhnung mit der Muslimbruderschaft zu erreichen, wahrscheinlich scheitern werden:

»Eine Versöhnung mit der Gruppe ist unmöglich. Das Volk hat unter den Muslimbrüdern gelitten, weil sie wahlloses Töten, Bombenanschläge und andere Dinge praktiziert haben. Daher gibt es keine Möglichkeit der Versöhnung zwischen dem ägyptischen Regime und der Bruderschaft.«

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