„Einer im Januar unterzeichneten Rahmenvereinbarung zufolge wird Russland das alleinige Recht zur Produktion von Öl und Gas in Syrien haben. Die Vereinbarung regelt darüberhinaus die Wiederherstellung der beschädigten Bohranlagen und Infrastruktur, den Einsatz von Beratern im Energiesektor und die Ausbildung einer neuen Generation syrischer Erdölarbeiter. Außenpolitisch gesehen geht es bei diesem Schritt in erster Linie um die abschließende und unbeschränkte Konsolidierung der russischen Interessen im Nahen Osten. Vor dem Ausbruch des blutigen Bürgerkriegs rangierte die syrische Ölproduktion um die 380.000 Barrel am Tag. Sie hat also seit ihrem Höhepunkt von täglich 677.000 Barrel im Jahr 2002 erheblich abgenommen. Obwohl der Islamische Staat angeblich besiegt worden ist, werden nach wie vor nur 14.000 bis 15.000 Barrel am Tag produziert. Die Gasproduktion hat infolge ihrer größeren Bedeutung für die einheimische Wirtschaft nicht im gleichen Maße abgenommen. Sie ist von jährlich 8 auf 3,5 Milliarden Kubikmeter gesunken. Im Gegensatz zum Öl, das entweder in Syrien veredelt oder exportiert wurde, wurden 90 Prozent des in Syrien produzierten Gases bei der Stromherstellung eingesetzt. Daher hat die Regierung besonderes Gewicht auf die prioritäre Rückeroberung der Gasfelder gelegt, sobald diese einigermaßen realistisch erschien. (…)
Die nachgewiesenen syrischen Reserven von 2,5 Milliarden Barrel (341 Millionen Tonnen) Öl und 285 Milliarden Kubimeter Gas mögen im Vergleich zu denen der Nachbarländer Irak und Iran bescheiden erscheinen. Bedenkt man, dass es sich bei einem Drittel seiner Reserven um extraschwere und zähflüssige Rohöle handelt, wird Damaskus das Geschäft versüßen müssen, um große russische Unternehmen anzulocken, die tatsächlich etwas bewegen können und es nicht nur drauf ankommen lassen wollen. Geopolitisch mag es sich jedoch um einen klugen Schachzug handeln. Russland will seinen Einfluss in Irakisch Kurdistan (Rosneft, Gazprom, Neft) ausdehnen, die küstennahen Gasreserven des Libanon anzapfen (NOVATEK), und in der Levante insgesamt mehr zu sagen haben. Bei der Erlangung dieses Ziels könnte die Übernahme des syrischen Öl- und Gassektors ein mächtiges nichtmilitärisches Instrument darstellen.“ (Viktor Katona: „Russia Is Taking Over Syria’s Oil And Gas“)