„Der gemeinsame Angriff der Vereinigten Staaten, des Vereinigten Königreichs und Frankreichs auf die Chemiewaffenstandorte des Assad-Regimes in Syrien am Samstag mag, wie der US-Verteidigungsminister James Mattis sich ausdrückte, ein ‚einmaliger Schlag’ gewesen sein, doch hat er auch etwas Wichtiges unter Beweis gestellt. Russland verfügt nicht über die erforderlichen militärischen Fähigkeiten, um die USA und deren Verbündete an der Zerstörung von Anlagen zu hindern, die in Syrien vermeintlich unter seinem Schutz stehen. (…) Bislang wurde Putin in Syrien durch den wichtigen Umstand begünstigt, dass Russland neben dem Iran als einziges Land gewillt war, ein nennenswertes eigenes Truppenkontingent zu stellen. In dem Vakuum, das durch die Entscheidung des damaligen Präsidenten Barack Obama geschaffen wurde, sich – von den sehr spät einsetzenden Luftangriffen gegen den Islamischen Staat abgesehen – nicht in den Syrienkrieg einzumischen, war die russische Intervention von entscheidender Bedeutung.
Doch nun ist die Blase, innerhalb derer Russland lange problemlos agieren konnte, schon mehrfach zum Platzen gebracht worden. Die (ausländischen Quellen zufolge) nadelstichartigen Angriffe Israels gegen die Hisbollah und iranische Ziele waren das eine. Israel bekennt sich selten zu seinen Angriffen und betreibt einen effizienten Konfliktvermeidungsmechanismus mit dem russischen Hauptquartier am Luftwaffenstützpunkt in Khmeimim. Der Schein der russischen Allmacht in Syrien ist zerbrochen. Und der Schein der Macht bedeutet in der Region sehr viel. (…)
Auch zweieinhalb Jahre nachdem Russland seine Luftwaffe in Syrien einzusetzen begann, ist es Putin nicht gelungen, sich die Verhandlungsmasse zu verschaffen, auf die er gehofft hatte. Seine Kontrolle über Syrien und die vermeintliche Partnerschaft mit dem Westen bei der Bekämpfung des Islamischen Staats haben sich nicht in Zugeständnisse bei den Sanktionen oder in das Zugeständnis einer freien Hand im Umgang mit der Ukraine ummünzen lassen. Ganz im Gegenteil, die Sanktionen sind verschärft worden. (…) Putin wird endlich gezwungen, Farbe zu bekennen. Nach Jahren der Inaktivität unter Obama und Trumps offensichtlichem Unwillen zum Trotz fordern die Vereinigten Staaten und ihre Verbündeten Putin heraus und sein Spielraum wird immer enger.“ (Anshel Pfeffer: „Putin’s Bluff Is Finally Being Called and Russia Is Running Out of Options in Syria“)