Russland hat anfänglich die militärische Bedeutung von Drohnen unterschätzt. Umfangreiche Lieferungen aus dem Iran sollen die Lücke füllen.
Russland hat bei Kämpfen in der Ukraine in der vergangenen Woche erstmals iranische Drohnen eingesetzt. Wie das Institute for the Study of War unter Bezug auf Aussagen eines Beraters des ukrainischen Präsidenten berichtete, soll der Iran bisher 46 der unbemannten Flugobjekte an Russland übergeben haben. Sie sollen vermutlich für Angriffe auf US-Waffensysteme benützt werden, die jüngst an die Ukraine geliefert wurden.
Im Juli hatte der Nationale Sicherheitsberater der USA, Jake Sullivan, bekannt gegeben, dass sich Russland mit der Bitte an den Iran gewandt habe, dem Land Hunderte teils waffenfähige Drohnen zur Verfügung zu stellen und russische Soldaten in der Bedienung der Geräte auszubilden. Die US-Regierung hatte außerdem Satellitenaufnahmen veröffentlicht, die eine russische Militärdelegation beim Besuch einer Drohnenbasis im Zentraliran zeigen soll, die von den iranischen Revolutionsgarden betrieben werde.
Das iranische Regime hat im Laufe der vergangenen rund fünfzehn Jahre ein umfangreiches Programm zur Entwicklung und Herstellung einer Vielzahl von unterschiedlichen unbemannten Flugobjekten aufgebaut, von Überwachungs- bis hin zu waffenfähigen Angriffsdrohnen. Das iranische Regime setzt die Geräte selbst ein (so etwa in Syrien oder im Irak), rüstet Stellvertretergruppierungen in der Region wie die libanesische Hisbollah und die Huthis im Jemen damit aus und exportiert sie an befreundete Staaten wie Venezuela.
Russland unterhält zwar auch ein eigenes Drohnenprogramm, doch hat es die künftige Bedeutung dieses Waffensystems anfänglich unterschätzt und hinkt deswegen vergleichsweise nach. Wie effektiv Drohnen sein können, musste Russland nach seinem Überfall auf die Ukraine am eigenen Leib erfahren, als die militärisch klar unterlegene Ukraine ihm mit Drohnen türkischer Bauart empfindliche Verluste zufügte.
Laut Farzin Nadimi vom Washington Institute for Near East Policy reichen die aktuellen Kapazitäten des Irans nicht aus, um an seinen drei Produktionsstandorten binnen kurzer Zeit Hunderte Drohnen für den Export nach Russland herzustellen. Insbesondere Bauteile für die Elektronik und die Motoren müssten aus dem Ausland bezogen werden, was wegen der bestehenden Wirtschaftssanktionen gegen den Iran allerdings nicht ohne Weiteres möglich ist. Um Russland rasch Drohnen in größerer Zahl liefern zu können, müsste der Iran daher auf den eigenen Bestand zurückgreifen.