„Ziemlich genau 24 Stunden brauchte Russlands Regierung um ihre Erklärung für den Giftgasangriff auf die syrische Stadt Chan Schaichun zu liefern. Bei dem Luftschlag kamen nach aktuellen Angaben von Augenzeugen und Medizinern 72 Menschen ums Leben, darunter 20 Kinder. Nach Darstellung des Kremls starben sie, weil ein syrischer Kampfjet ein Chemiewaffenlabor der Rebellen traf. Demnach wären die Aufständischen, die Chan Schaichun kontrollieren, selbst für die Toten verantwortlich. Doch die Erklärung von Generalmajor Igor Konaschenkow, dem Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums, weist mehrere Ungereimtheiten auf. (…)
Mediziner in Chan Schaichun und Vertreter der Weltgesundheitsbehörde WHO, die Opfer in der Türkei begutachtet haben, kommen zu dem Schluss, dass die Menschen in dem Ort mit Sarin oder einem anderen Nervengas getötet wurden. Bislang gibt es keinen Hinweis darauf, dass die Rebellen diese Kampfstoffe besitzen. (…) Die russische Erklärung zum Angriff auf Chan Schaichun fügt sich in das bekannte Muster: Das Regime von Baschar al-Assad und seine Unterstützer in Moskau dementieren, beschwichtigen, präsentieren immer neue Erklärungen – so lange, bis die Weltöffentlichkeit nicht mehr weiß, welche Version sie glauben soll. Wenn dann Monate später doch die Wahrheit ans Licht kommt, interessiert sie niemanden mehr.“ (Christoph Sydow: „Eine Lüge und viele Ungereimtheiten“)