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Rivalitäten um den Einfluss Irans im Gazastreifen

Rivalitäten um den Einfluss Irans im Gazastreifen„In den Augen der Hamas verstoßen die Aktionen des Islamischen Dschihad gegen die Regeln über das Verhalten der beiden Gruppen, die seit dem Beginn des von Ägypten vermittelten palästinensischen Versöhnungsprozesses gelten. Dies betrifft insbesondere die von Ägypten diktierten Regeln bezüglich des Verhaltens Israel gegenüber. Als eine Delegation des Islamischen Dschihad im März nach Ägypten reiste und sich mit den Chefs der ägyptischen Geheimdienste traf, stellte sie klar, dass die Organisation Angriffe auf Ägypten ablehne und die Verpflichtung der Hamas, die Grenze zwischen Ägypten und dem Gazastreifen gegen das Eindringen von Terroristen und den Schmuggel von militärischem Material zu schützen, respektiere.

Der Islamische Dschihad ist sich in Bezug auf die Versöhnung mit der Fatah und die Notwendigkeit, gute Beziehungen mit Ägypten zu wahren, mit der Hamas einig. Das Abkommen verlangt unter anderem die strikte Einhaltung des Waffenstillstands mit Israel. Doch rumort es in den Reihen des Islamischen Dschihad. Der Anführer der Gruppe Ramadan Shalah ist durch mehrere von iranischen Ärzten beaufsichtige herzchirurgische Eingriffe in Beirut außer Gefecht gesetzt. Er verlor im April das Bewusstsein, was zu Gerüchten Anlass gab, er sei vergiftet worden. Seitdem nimmt sein Stellvertreter Ziyad al-Nakhalah seine Aufgaben wahr. Er ist Qasem Soleimani, dem Kommandeur der Quds-Einheit der iranischen Revolutionsgarden, die den Islamischen Dschihad finanziell unterstützen, eng verbunden. Iran will, dass al-Nakhalah Shalah ersetzt, und hat dies der Organisation auch mitgeteilt. Doch gibt es hochrangige Funktionäre in der Organisation, wie Mohammed al-Hindi, ebenfalls ein Stellvertreter Shalahs, der Verbindungen zur Türkei und zur Muslimbruderschaft solchen mit dem Iran vorziehen würde. (…)

Die Einmischung des Iran hat auch salafistische Gruppen im Gazastreifen verärgert, denen der schiitische Einfluss dort Sorgen bereitet. Diese Gruppen fordern die Hamas zwar gelegentlich heraus und beschießen Israel, doch propagieren sie die Loslösung der Hamas vom Iran und unterstützen die antiiranischen Elemente im Islamischen Dschihad. Es könnte also sein, dass das militärische Vorgehen des Islamischen Dschihad gegen Israel nicht nur mit der Konkurrenz mit der Hamas, sondern auch mit den internen Spannungen innerhalb der Gruppe zu tun hat. Ägypten bot sich auch diese Woche wieder als Vermittler zwischen Israel, der Hamas und dem Islamischen Dschihad an, um die Gegend zu befrieden.

Ägypten versucht, die innerpalästinensische Versöhnung zu fördern und unterhält weiterhin enge Beziehungen sowohl zur Hamas als auch zum Islamischen Dschihad. Seinen Einfluss verdankt Ägypten in erster Linie seiner Kontrolle über den Grenzübergang in Rafah, den es zur Feier des Monats Ramadan geöffnet hat. Ägypten geht es nicht so sehr um die Versöhnung als solche, sondern in erster Linie darum, bei der Nachfolge Mahmoud Abbas’ mitzureden, um die innerpalästinensischen Angelegenheiten auch danach weiter beeinflussen zu können. Ohne die Zusammenarbeit mit der Hamas und dem Islamischen Dschihad, würde es Ägypten schwerfallen, seine politischen Vorgaben weiterhin durchzusetzen und die künftige palästinensische Führung entscheidend zu beeinflussen. Die Machtposition Ägyptens rührt von seiner engen militärischen Zusammenarbeit mit Israel her, die das Ausmaß der Feindseligkeit an der Grenze entscheidend bestimmt.“ (Ziv Bar‘el: „The Reasons Islamic Jihad Is Violating Hamas’ Rules“)

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