Auch für ausländische Korrespondenten, von denen die meisten gern in der Türkei arbeiten wie der festgenommene Kollege, sind die Bedingungen in den letzten zwei Jahren immer schwieriger geworden. Die Polizei nimmt kaum noch Rücksicht auf den besonderen Status der Berichterstatter. Man findet immer weniger Menschen, die bereit sind, sich frei äußern und dann auch noch ihren Namen zu nennen. Einige Regionen im kurdischen Südosten sind de facto zu No-Go-Gebieten geworden. Aber auch bei Massenkundgebungen von Regierungsanhängern muss man aufpassen, nicht als Spion „entlarvt“ und bedroht zu werden. Einige ausländische Kollegen wurden wegen angeblicher Terrorunterstützung festgenommen und abgeschoben oder gar nicht erst ins Land gelassen. Traurig.
Doch all das ist nichts im Vergleich zu der Repression, von der türkische Journalisten bedroht sind, die ihre Arbeit ernst nehmen, die sich nicht erniedrigen und ihre Würde abkaufen lassen. Sie müssen Festnahmen, monatelange Haft unter untragbaren Bedingungen, die Beschlagnahme ihres Eigentums ohne ein Gerichtsurteil erdulden. Menschenrechtsorganisationen berichten sogar über Fälle von Folter. Inzwischen sind viele bekannte Journalisten ins Ausland geflohen, wie der frühere Cumhuriyet-Chefredakteur Can Dündar, auf den in aller Öffentlichkeit ein Pistolen-Attentat verübt wurde. Andere harren aus und lassen sich nicht davon abbringen, die Wahrheit zu sagen und zu schreiben. Für mich sind sie Helden.“ (Frank Nordhausen: „Journalismus ist kein Verbrechen“)